Der kleine Prinz als Elternspiegel
Der Pilot und der Prinz
Ich bin im Laufe meines Lebens sehr oft mit sehr vielen ernsthaften Leuten zusammen gekommen. Ich habe lange mit ihnen zusammen gelebt. Ich habe sie aus allernächster Nähe kennen gelernt.
Allein unter Großen. Das hat meine Meinung über sie nicht gerade gebessert. Die Erwachsenen verstehen nie irgendetwas von allein, und es ist für Kinder sehr anstrengend, ihnen immer wieder alles zu erklären. Wenn man ihnen von einem neuen Freund erzählt, stellen sie einem niemals Fragen über das, was wesentlich ist: Wie klingt seine Stimme? Was spielt er am liebsten? Sie fragen: Wie alt ist er? Wie viel verdient sein Vater? Nur so meinen sie etwas über ihn zu erfahren. Aber so sind sie nun einmal. Man darf ihnen deswegen nicht böse sein. Kinder müssen sehr nachsichtig mit den Erwachsenen sein.
Also habe ich allein gelebt, ohne jemanden, mit dem ich wirklich reden konnte, bis zu einer (Flugzeug-) Panne, die ich vor sechs Jahren in der Wüste Sahara hatte. Irgendetwas an meinem Motor war kaputt gegangen. Und da ich weder einen Mechaniker noch Passagiere bei mir hatte, unternahm ich den Versuch, es ganz allein zu reparieren, was schwierig war. Für mich war das eine Frage von Leben und Tod. Ich hatte gerade noch genug Trinkwasser für eine Woche.
Am ersten Abend legte ich mich also auf dem Sand schlafen, tausend Meilen entfernt von jeder menschlichen Behausung. Ich war einsamer als ein Schiffbrüchiger auf einem Floß mitten im Ozean.
"Die Erwachsenen verstehen nie etwas von allein. Es ist für Kinder sehr anstrengend, ihnen immer wieder alles zu erklären. Aber so sind sie nun einmal. Kinder müssen sehr nachsichtig mit ihnen sein."
Doris Radke
