Magazin Visionen - Einfach. Besser. Leben.

Kreativitaet

Kreativität ist das Feuer im Menschen, das ihn an sein göttliches Erbe erinnert. Sie lässt sich nicht durch das enge Raster von Definitionen einfangen und erfreut das Herz über alle weltanschaulichen Grenzen hinweg.

Göttliche Kreativität

Um einen theologischen Begriff zu verwenden: Gottes Kreativität bleibt Geheimnis.

Die Kreativität Gottes ist weder ein Mysterium, das uns einfach in ratloses Staunen einhüllt, noch ein Rätsel, auf das es zwar eine Antwort gibt, allerdings keine, die wir auch finden könnten. Als Geheimnis stößt Gottes Kreativität uns beständig auf ihre eigene Spur und entzieht sich darin zugleich.
Der biblisch eindrücklichste Referenztext hierfür sind die Gottesreden des Hiob-Buches, in denen Hiob eine grandiose Weltsicht eröffnet wird, in denen aber auch die Grenzlinie zwi-schen Göttlicher Kreativität und menschlichem Verstehen eingezogen wird. „Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sag mir’s, wenn du so klug bist!“ (Hiob 38,4-7).
Die andere Seite der Problemanzeige liegt darin, dass die Weise, wie Menschen sich ihre Welt aneignen und gestalten, gerade in ihrer Eigen-ständigkeit göttlich ist. Weder nur erschließt menschliche Kreativität die göttliche noch ist sie deren Ausfluss oder Emanation.
Andreas Schüle

Kreativität als sinnstiftende Religiosität

Das Schöpfen aus dem unerschöpflichen Reich des Möglichen lässt Künste und Künstler der Religion so nahe sein.

Künstler können mit ihrer Arbeit dem Leben  Sinn geben, da sie alle möglichen sinnlichen, seelischen, geistigen und transzendenten  Zusammenhänge aufscheinen lassen. Das reicht bis zum Unsinn, in dem sich wirkliche Zusammenhänge auflösen und unmögliche anvisiert werden, sowie zum Wahnsinn, in dem alles voller Zusammenhänge zu sein scheint, die irgendwie möglich, aber nicht unbedingt wirklich sein  können. Die Schöpferkraft, die dem Genie zugeschrieben wird und dem Wahnsinn nicht selten nahe kommt, manifestiert sich in der Fähigkeit zur  Transzendenz, denn sie überschreitet scheinbar mühelos die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Möglichkeit, Schein und Sein, um stets neue Zusammenhänge zu finden und erfinden. Dieses Schöpfen aus dem unerschöpflichen Reich des Möglichen lässt Künste und Künstler der Religion  so nahe sein: Jede Kreativität ist säkulare Religiosität, weltlicher Gottesdienst, denn sie hat immer mit dem unendlichen Horizont von Möglichkeiten zu tun.
Wilhelm Schmid

Kreativität und Oberflächlichkeit

Kreativität wird heutzutage häufig als Allerweltsbegriff verwendet: Ein weitgehend unbestimmter Begriff, der beliebig ungenau eingesetzt wird.

„Kreativität“ wird heutzutage häufig als Allerweltsbegriff verwendet: Ein weitgehend unbestimmter Begriff, der, wie eine Art begriff licher Stretch-Stoff, über fast alles und jedes gebreitet werden kann. Ein Merkmal dieser Vagheit: Mit „kreativ“ werden sowohl Personen wie deren Tun  und die Produkte dieses Tuns bezeichnet. Als Inkarnation gelebter Kreativität gilt allgemein der genialische Künstler und sein Werk, aber auch der  ngenieur oder der Wissenschaftler. Jedes Tuch, zumal als Wischtuch genutzt, hat eine reinigende Verwendung, die nicht unbedingt dadurch  verbessert wird, dass wir es durch ein präziseres Reinigungsgerät ersetzen. Können wir diese nützliche Vieldeutigkeit auch für den Begriff  Kreativität beanspruchen? Zweifel sind angebracht. Die Orientierung am Vagen und Vieldeutigen hat Konsequenzen und Kosten...
Helmut Pape

Die Kreative Überraschung

Die kreative Überraschung erscheint oft dann, wenn sich die Belastungen in der Phase der Entspannung und Ergebenheit lösen.

Die kreative Überraschung erscheint oft dann, wenn sich die Belastungen in der Phase der Entspannung und Ergebenheit lösen. Unter diesem  Eindruck schrieb Walt Whitmann von dem Wert des Faulenzens. Aber Entspannung bedeutet hier nicht Trägheit und Lethargie. Entspannung  bedeutet ein wachsames, ausgeglichenes Gleichgewicht, aufmerksam, bereit, sich in jegliche Richtung mit der Bewegung des Moments zu  verschieben. Mit einer gewissen Aufregung und einem inneren Beben spüren wir, dass wir uns auf etwas zu bewegen, obwohl wir nicht wissen,  was es ist. Oft erreichen uns die spirituellen und ästhetischen Epiphanien, (d.h. Erscheinen des Göttlichen; Anm. d. Red.), wenn wir scheinbar  unbeschäftigt sind. Die Unterbrechungen zu beachten macht uns frei, unsere ursprüngliche Situation frisch zu betrachten und darin das Gold der  Alchimisten zu finden. Diese Zutat zum kreativen Prozess beinhaltet nicht nur Inkubation und Reifung, sondern auch die hypnotische Technik,  die Aufmerksamkeit umzuleiten („Schau nur – da!“), und während man schaut, hat man das transformiert, was hier ist.
Stephen Nachmanovitch

Kreativität und Drogen vertragen sich nicht

Man hat uns schließlich in den letzten fünfundzwanzig Jahren immer eindeutiger mitgeteilt, dass Drogen „das Bewusstsein erweitern“ und ihre  Nutzung die Kreativität fördere.

Doch alles deutet darauf hin, dass Chemikalien zwar den Inhalt und die Organisation des Bewusstseins verändern, aber sie erweitern und  verstärken nicht die Kontrolle des Selbst über seine Funktionen. Um etwas Kreatives zu schaffen, muss man aber genau diese Kontrolle erreichen.  Psychotrope Drogen liefern zwar eine größere Vielfalt seelischer Erfahrungen als unter normalen sensorischen Bedingungen, doch ohne  gleichzeitig unsere Fähigkeit zu verbessern, sie wirksam zu ordnen. Der Arbeit unter dem Einfluss von Drogen fehlt die Komplexität, die wir von  guter Kunst erwarten – sie neigt dazu, offensichtlich und geschmäcklerisch zu sein. Ein chemisch verändertes Bewusstsein bringt uns vielleicht   ungewöhnliche Bilder, Gedanken und Gefühle, die später, wenn Klarheit zurückkehrt, vom Künstler genutzt werden können. Die Gefahr besteht  jedoch darin, dass man in der Abhängigkeit von Chemikalien, um das Bewusstsein zu formen, die Fähigkeit verliert, es zu steuern.
Mihály Csíkszentmihályi

Menschliche Kreativität ruht auf den Schultern vieler

Alles, was ich tue, hängt von anderen Vertretern unserer Spezies ab und von den Schultern, auf denen wir stehen. Viele von uns wollen etwas  beitragen und unserer Spezies etwas zurückgeben.

Was hat mich angetrieben? Ich denke, die meisten kreativen Menschen wollen ihre Anerkennung dafür zum Ausdruck bringen, dass es ihnen  möglich war, die Arbeit anderer, die vor uns waren, zu nutzen. Ich habe weder die Sprache noch die Mathematik, die ich beide verwende, erfunden. Ich stelle mein Essen kaum selbst her, meine Kleidung überhaupt nicht. Alles, was ich tue, hängt von anderen Vertretern unserer  Spezies ab und von den Schultern, auf denen wir stehen. Und viele von uns wollen etwas beitragen und unserer Spezies etwas zurückgeben. Das  heißt, man versucht etwas auf die Art und Weise auszudrücken, die die meisten von uns beherrschen – weil wir keine Songs wie die von Bob Dylan  oder Theaterstücke wie die von Tom Stoppard schreiben können. Wir versuchen, mit den Talenten, die wir besitzen, unsere tiefsitzenden Gefühle  zum Ausdruck zu bringen, unsere Anerkennung für alle Beiträge vor uns zu zeigen und dem Fließen etwas hinzuzufügen. Das hat mich angetrieben.
Steve Jobs

Zusammenstellung: Petro Mudryk

FOTOS: Thinkstock

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