Sich ein- und loslassen
Was ist wohl unbegreiflicher als die Liebe? Überall schwingt sie mit, bestimmt den Grundton des Daseins. Was erwarten wir von einer erfüllten Beziehung? Oder gehört wahre Liebe in den Bereich von Religion und Spiritualität?
"Liebe ist“. So lautet der Titel eines Hits der deutschen Sängerin Nena. Er lässt jede Beschreibung aus, ja weist in sich darauf hin, dass keine Definition nötig oder möglich ist. Doch natürlich werden Eigenschaften genannt. Wie im berühmten Vorbild, dem Brief von Paulus an die Korinther.
Nenas Text ist wie eine zeitgemäße Kurzfassung:
„Liebe will nicht,
Liebe kämpft nicht,
Liebe wird nicht,
Liebe ist.
Liebe sucht nicht,
Liebe fragt nicht,
Liebe ist, so wie du bist.“
Liebe ist … herrlich? friedlich? Nein. Liebe ist. Punkt. Das ist wunderbar. Das lässt sie offen sein. Nicht zerquetscht von allen nur möglichen Definitionen, wofür sie gut sein könnte: für den Menschen, Gott, die Gesellschaft, Wirtschaft, die Familie. Zugleich sagen die zwei Worte: Ja, es gibt die Liebe wirklich.
Liebe schwingt in allen Lebensbereichen wie ein Grundton. Vielleicht ist deshalb gerade die Musik so gut geeignet, das Wesen der Liebe zum Ausdruck zu bringen. Zumindest das, was immer wieder als das „Unbeschreibliche“, „Mystische“, „Unerklärliche“ in der Liebe bezeichnet wird: eine tiefe Sehnsucht nach Auflösung und Erfüllung, nach Vereinigung, nach Verschmelzung in der Einheit.
Christian Salvesen