
Beistand geben, zur Seite stehen
Zwischen einem Helfer und einem Hilfsbedürftigen herrscht ein Gefälle, das leicht zur Co-Abhängigkeit geraten kann. Wer jemandem zur Seite steht, bleibt mit ihm innerlich auf einer Höhe, an der sich der andere zum Eigenstand aufrichten kann.
Erhebende Hilfe. Welches Bild vermittelt wohl am besten den Sinn des Wortes „helfen“? Eine Hand, die sich einer anderen entgegen streckt, um sie zu sich empor zu ziehen. Im frühen Christentum war das jüdische Bilderverbot noch so wirksam, dass Gott allenfalls andeutungsweise dargestellt wurde, so etwa in Form einer aus den Wolken kommenden Hand. Dieses Bild macht augenfällig, dass Helfen seinem Wesen nach ein Akt der Erhebung ist. Er versetzt einen niedergeschlagenen Menschen nicht nur in seinen festen Eigenstand zurück, sondern ist auch dazu angetan, ihn auf eine höhere geistige Stufe zu bringen.
"Klagt dir ein Freund seine Not, hilf ihm, dass er sich erhebe über die nichtigen Leiden dieser Welt. Hilf ihm, Wege einzuschlagen, die eines weisen Mannes würdig sind.“ (Adolph von Knigge)
Sonst wird das Helfen leicht zur Dauersubvention unter Co-Abhängigen. Dabei missbrauchen und bestätigen Hilfe-Leister und -Empfänger sich stillschweigend in den Rollen als guter, starker Retter und beklagenswertes, schwaches Opfer.
Wahre Hilfe wird nicht geleistet – sie geschieht. Sie wird möglich, wenn der Helfer seinem Nächsten so zur Seite steht, dass er innerlich „beiseite tritt , um Gott wirken zu lassen“. (Sri Aurobindo).
Doris Radke
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