Magazin Visionen - Einfach. Besser. Leben.

Paul J. Kohtes findet bei Meister Eckhart praktische Lebensmodelle für heute

In seinem aktuellen Buch macht der bekannte Zen-Lehrer, Coach und Mitbegründer der Meister-Eckhart- Gesellschaft aus 33 Aussagen des Mystikers „33 Tore zum guten Leben“. VISIONEN öffnet zwei davon.

(Tor 3) „Lass los von allem, da findest du wahren Frieden“ (Reden der Unterweisung)

Oh mein Gott, was halten wir nicht alles fest! Wenn Sie sich einmal ehrlich überprüfen, wird dabei eine ziemlich lange Liste von Dingen herauskommen, die wir nur ungern oder überhaupt nicht abgeben wollen. Als der reiche Jüngling Jesus fragte, ob er nicht mitgehen könne, da antwortete Jesus ihm, er möge erst alles abgeben. Das hat dem jungen Mann nicht gefallen, und er sagte, dass er das – trotz großem Bedauern – nicht könne. Schade. Denn hätte er Jesus richtig verstanden, dann wäre er Jünger geworden und reich dabei geblieben. Es muss irgendwie anders gemeint sein. Denn von »alles abgeben« sind vermutlich nur wenige Menschen dauerhaft glücklich geworden. Letztlich wird niemand lange überleben, der alles abgibt.

Festhalten ist dagegen eine extreme Form der Fixierung. Hier liegt der Schlüssel. Es geht darum, die Fixierungen zu überwinden, die zum Festhalten führen. Diese Fixierungen zeigen sich meistens in inneren Glaubenssätzen wie »ich muss« oder »ich darf auf keinen Fall«. Diese Glaubenssätze entstehen aus der inneren Angst, dieses Leben nicht wirklich zu überleben. Denn Angst ist Unsicherheit – und mit Fixierungen versuchen wir, diese Angst zu überwinden, sie sollen uns ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Aber was bekommen wir denn dann, wenn wir loslassen? Erstaunlicherweise bekommen wir vor allem Sicherheit. Nämlich die Sicherheit, dass unser Leben von einer anderen Kraft getragen wird als nur von unserem Überlebenskampf. Weil wir der universalen (göttlichen) Kraft nicht so recht über den Weg trauen, versuchen wir lieber, unser ganzes Leben ausschließlich selbst in die Hand zu nehmen. Das ist jedoch so, als wollten wir den Atlantik lieber als Schwimmer durchqueren, statt mit dem Schiff.

Erst wenn wir ganz praktisch erfahren, dass wir mehr bekommen vom Schicksal, wenn wir loslassen, wächst das Vertrauen in einen solchen »Deal«. Es ist wie die Erfahrung beim Balancieren auf einem Seil. Wenn Sie Angst haben, herunterzufallen und deshalb darauf fixiert sind, sich festzuhalten, werden sie mit großer Wahrscheinlichkeit her- unterfallen. Ein guter Seiltänzer weiß um die Risiken, ist aber nicht auf sie fixiert, sondern vertraut sich seinen Fähigkeiten an. Unsere Fähigkeit ist es, die göttliche Kraft in unser Leben zu integrieren. Dazu müssen wir jedoch nicht alles loslassen – sondern alles loslassen können.

Man soll, sagt Meister Eckhart, "der ersten Eingebung folgen – und dann einfach weitergehen". Heute würden wir in der modernen Psychologie von emotionaler Intelligenz und von der Kraft der Intuition sprechen. Meister Eckhart wusste das schon 750 Jahre früher. Paul J. Kohtes

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