Im Gespräch mit der Biografin Ursula Keller
Zeit ihres Lebens musste sich Madame Blavatsky mit Betrugs- und Plagiatsvorwürfen auseinandersetzen. Ihre Schriften und die Grundlagen der von ihr mitbegründeten Theosophischen Gesellschaft haben trotzdem bis heute Einfluss auf viele Bereiche moderner Esoterik, Spiritualität und Kulturgeschichte. Wir sprachen mit Ursula Keller über schwierige Recherchen und eine faszinierende Frau.
Helena Blavatsky war Ihren Beschreibungen nach alles andere als eine angepasste Frau und durch ihre Art und ihren Lebensstil eckte sie gesellschaftlich schon mal an. Was faszinierte die Menschen an ihrer Persönlichkeit?
Zum einen war es wohl tatsächlich ihre Art, die Menschen für sie eingenommen hat. Ihre Art der Selbstinszenierung als eine von großen Weisen Initiierte, die der Menschheit eine verlorengegangene Urweisheit oder Urreligion wiederbringt. Sie war auch eine der wenigen emanzipierten Frauen ihrer Zeit. Ich sehe sie da durchaus auch in einer Tradition mit spirituellen Frauen wie Hildegard von Bingen oder Jeanne D’Arc. Frauen waren doch oft diejenigen, die spirituelle Weisheit verkündet haben.
Spirituell betrachtet war Madame Blavatsky zu ihrer Zeit schon herausragend. Die Zusammenkünfte der an Spiritualität oder Okkultismus Interessierten waren doch wohl eher von Männern dominiert.
Frauen konnten damals noch nicht studieren. Deshalb hat sich Blavatsky wohl auch der Autorität dieser Weisen aus Tibet, die sie initiiert haben sollen, bedient, um ihrer Botschaft auch entsprechenden Rückhalt zu geben.
Helena Blavatskys kulturhistorischer Einfluss ist nicht zu unterschätzen.
Claudia Hötzendorfer
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