Mut und Zivilcourage: Trotz Angst und Zweifel das Richtige tun
An die Stelle des überlieferten Mythos vom „Ritter ohne Furcht und Tadel“ ist heute das Vorbild der Zivilcourage getreten. Doch Mut kann sich in allen Lebenssituationen bewähren.
Jeder weiß im Grunde, was Mut ist, nicht nur von der Sprache her, son- dern aus eigener Erfahrung. Jeder Mensch – konkret ich, der dies jetzt liest, ich habe wenigstens einmal in meinem Leben meine Angst überwunden, das heißt trotz meiner Angst etwas gesagt oder getan, was mutig war. Es kann eine Begebenheit sein, die ich als unwichtig abtue, die mir womög- lich peinlich war oder ist und die dennoch Mut erforderte. Fällt mir spontan ein Beispiel aus meinem Leben ein? Wo ich einem anderen Lebewesen geholfen habe, obwohl die äußeren Umstände eher dagegen sprachen? Es gibt unzählige Beispiele dafür, wie Mut sich zeigt und wie wichtig und wertvoll die Qualität, die Tugend des Mutigseins ist.
Grade erst – ich schreibe diese Zeilen am 10. OKtober 2014 - wurde der diesjährige Friedensnobelpreis an den indischen Kinderrechtler Satyarthi Kailash und die 17-jährige Malala Yousafzai aus Pakistan vergeben. Trotz der Bedrohungen durch die Taliban – sie überlebte einen Kopfschuss – setzt sich die bisher jüngste Friedennobelpreisträgerin weiter für die Ausbildung von Mädchen und Frauen ein. Sie ist Symbol- und Leitfigur für die Gleichberechtigung der Frau in muslimischen Ländern. Und Satyarthi hat jahrzehntelang Tausende von Kindern aus der Sklaverei befreit. Beide können (und sollen), wie eigentlich alle Frie- densnobelpreisträger, als Vorbilder dienen. Vorbild wofür? Für den individuellen Einsatz von Mut in Verbindung mit Herz und Ver- nunft. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Begriff Mut oft missbraucht wurde. Auch die SS-Führer wurden im Dritten Reich als mutige Helden gefeiert.
Was keiner wagt, das sollt ihr wagen, was keiner sagt, das sagt heraus, was keiner denkt, das wagt zu denken, was keiner anfängt, das führt aus. (Johann Wolfgang von Goethe, Der Zauberlehrling)
Christian Salvesen