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Meditation ist das Kernstück spirituellen Lebens. Soami Divyanand, Meister des Surat-Shabd-Yoga, beschreibt den konkreten Nutzen der Meditationspraxis für die Lebensgestaltung.

Der Schatz der Lotusblüte

Wozu ist Meditation gut? In allererster Linie ist die Meditationspraxis, bei der man in Verbindung mit dem Göttlichen steht, ein zuverlässiger Weg, um die karmischen Eindrücke und Verstrickungen zu lösen, die wir in früheren Leben angesammelt haben und die uns immer noch an das Leben in dieser Welt binden.

Zunächst hilft uns die Meditation, den Kummer und Schmerz, den wir aufgrund unseres eigenen früheren Handelns (Karma) erdulden müssen, besser zu akzeptieren. Manchmal, wenn uns die Verzweif lung packt und wir uns fragen, warum wir so sehr in dieser Welt leiden, können wir den Grund dafür in der Meditation sehen. Wenn wir erkannt haben, dass unser gegenwärtiges Leben das Ergebnis unseres eigenen früheren Handelns ist, werden wir uns unserem Schicksal nicht widersetzen, sondern können es leichter hinnehmen.

Hier ist ein zweiter Aspekt sehr wichtig: Wenn wir im eigentlichen Sinn meditieren, sammeln wir dabei keine neuen karmischen Eindrücke und Bindungen an. Denn in der Meditationspraxis lernen wir, unsere Aufmerksamkeit über die Sinne zu erheben, und in diesem Zustand – frei von Sinnesaktivität und Ego-behaftetem Denken – verwickeln wir uns nicht weiter in karmisch bindendes Handeln und dessen Rückwirkungen. Jeden Augenblick, in dem wir keine neuen Karmas ansammeln und lediglich Karmas aus der Vergangenheit aufarbeiten, wird unser Leben leichter und unbeschwerter.

Göttliche Fügung akzeptieren

Dies ist aber nicht der einzige Grund: Indem wir regelmäßig Meditation praktizieren, sind wir immer besser imstande, Gottes Willen für unser Leben und das unserer Mitmenschen zu akzeptieren. Wenn uns auch nur einmal in der Meditation offenbart bzw. mitgeteilt wird, dass bevorstehende Schicksalsschläge auf den Willen und das Wirken Gottes zurückzuführen sind, werden wir sie viel leichter annehmen und ertragen. Und wenn wir auch nur einmal in unserem Leben eine solche Offenbarung des göttlichen Willens für unser Schicksal erfahren, überzeugt es uns für den Rest unseres Lebens. Aus dieser Haltung heraus fällt es uns leichter, Schicksalsschläge und Schwierigkeiten als von Gott gefügt zu akzeptieren.

Indem wir außerdem erkennen, dass andere Menschen nicht aufgrund unseres eigenen Willens, sondern aufgrund göttlicher Fügung in unser Leben eintreten und daran Anteil haben, ordnen wir uns bereitwilliger und harmonischer in das Gefüge des Lebens ein. Nehmen wir an, wir müssen aufgrund unseres vergangenen Karmas einen Unfall erleiden, und dieser Unfall geschieht augenscheinlich wegen des Fehlers einer anderen Person, werden wir die Schuld an diesem Unfall nicht dem anderen anlasten, sondern den Unfall als Mittel zur Auflösung dieses Karmas betrachten. Diese Einsicht mag uns vielleicht nicht unmittelbar zuteilwerden, aber nach und nach, wenn wir in der Meditation Fortschritte machen.

Inspiration im Alltag

Sind wir es gewohnt, regelmäßig den „heißen Draht“ zur Göttlichen Quelle durch die Meditationspraxis zu pflegen und für Mitteilungen aus dieser Quelle empfänglich zu bleiben, erhalten wir fortlaufend im Alltag wie auch in besonderen Notsituationen zuverlässige Führung von oben. So wie Jesus seine Schüler anwies: Wenn sie euch vor Gericht bringen, so sorget euch nicht darum, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben werden, was ihr reden sollt. (Matth. 10,19) Es ist also nicht notwendig, uns auf was auch immer vorzubereiten. Alles wird von Gott eingefädelt und Er sorgt auch zuverlässig dafür, dass wir die richtige Inspiration zur rechten Zeit empfangen.

Es ist keineswegs so, dass man die richtige Inspiration von Gott im Inneren erhält und es einem dann freisteht, danach zu handeln oder nicht und vielleicht sogar vom Kurs abzuweichen. Sondern göttliche Mitteilungen und Offenbarungen vermitteln uns zum einen die rechte Erkenntnis und zum anderen leiten und lenken sie uns, so dass wir den rechten Weg einschlagen. Die Freiheit, uns über die göttliche Inspiration hinwegzusetzen, haben wir also nicht.

Göttliche Weisheit empfangen

Das Wissen, das uns direkt in der Seele von Gott offenbart wird, ist in jeder Hinsicht vollkommen, weil es von Gott ausgeht. Die Meditation dient letztlich dazu, uns von der Vorherrschaft unseres beschränkten Verstandes zu befreien, und erzeugt in uns die Bereitschaft, Gottes Weisheit zu akzeptieren. Unsere menschliche Intelligenz ist bekanntlich alles andere als vollkommen, eigentlich wissen wir sehr wenig. Aber die Weisheit Gottes ist vollkommen, weil sie vollumfassende Kenntnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hat.

In der Meditation fließt uns also die von Gott ausgehende, vollkommene Weisheit zu. Und diese göttliche Weisheit ist letzten Endes nur gut für uns. In der Bhagavad Gita heißt es: Yoga ist Vollkommenheit in Wissen und Handeln. Die göttlichen Mitteilungen und Offenbarungen, die wir in der Meditation empfangen, geben uns einerseits vollkommene Weisheit ein, zum anderen steuern und lenken sie uns in unserem Handeln.

Gott im eigenen Innern begegnen

Der nächste Vorteil besteht darin, dass die Meditation völlig ortsunabhängig ist; sie kann an jedem Ort praktiziert werden. Denn Meditation ist die direkte und deshalb kürzeste Verbindungsstrecke zwischen Seele und Gott. Die Seele kann Gott direkt im menschlichen Körper begegnen, dazu sind äußere Umwege nicht nötig. Es ist überflüssig, Pilgerfahrten nach Bethlehem, Rom oder Haridwar zu unternehmen; man kann in diesem menschlichen Körper, dem Tempel Gottes, mit Gott zusammenkommen und bei Ihm verweilen.

Und dieser Weg ist außerdem sehr leicht zu gehen, man muss nämlich kein Gepäck mitnehmen. Es braucht keinen Rosenkranz, keine bestimmte Kleidung, Haartracht oder Diät. Man kann in jedem Zustand, zu jeder Zeit und an jedem Ort meditieren.

Zudem ist das Erlernen und Praktizieren der Meditation nicht mit Kosten verbunden. Die Einführung in die Meditation sollte immer kostenlos vermittelt werden, damit sollte man kein Geschäft machen.

Mit beständiger und regelmäßiger Übung vervollkommnet man seine Meditationspraxis und dann muss man sich nicht eigens um die Meditation bemühen. Denn auf dieser Stufe stellen sich Meditation und göttliche Inspiration von alleine ein. Außerdem ist es eine sehr schmale Straße; einmal auf dem Pfad fortgeschritten, gibt es keine Möglichkeit zurückzufallen. Aus dem Mahabharata-Epos wissen wir, dass Arjuna mitten im Getümmel auf dem Schlachtfeld Inspiration und Führung von seinem gottverwirklichten Meister Krishna erhielt. Wir erhalten die notwendige Führung unabhängig von Raum und Zeit.

Das Wünschen loswerden

Der regelmäßig gepflegte Kontakt mit Gott in der Meditation trägt außerdem dazu bei, all unser Wünschen und Verlangen, ob weltlich oder spirituell, zu stillen. Manche Wünsche können ohne Schaden für die Seele erfüllt werden, manche Wünsche würden sie eher belasten als befreien. Wenn bestimmte Wünsche also nicht in Erfüllung gehen, werden sie durch das Einwirken Gottes gründlich, mit Stumpf und Stiel, aus unserer Seele gelöscht, so dass wir nicht mehr darunter zu leiden haben. Wenn unsere Wünsche auf diesem Wege „aufgeräumt“ und beseitigt werden, werden wir zu friedlichen Menschen.

Meditation ist ein vollkommener Weg, der uns ohne Zweifel ans richtige Ziel führt, nämlich die Erlösung oder Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburt.

Es gibt noch viele andere Vorteile, die die Meditationspraxis zur Top-Empfehlung machen. Geben Sie also der Meditation stets höchste Priorität vor allen anderen Angelegenheiten und Aufgaben, damit Sie gerade in schwierigen Zeiten von der starken Verbindung mit Gott profitieren können. Sorgen Sie vor allem anderen dafür, dass Ihre Seele die Nahrung und Stärkung erhält, die sie braucht, dann wird für alles andere gesorgt sein.

Soami Divyanand (1932-2014), Meister des Surat-Shabd-Yoga, lehrte mehr als 35 Jahre lang den Pfad des inneren Lichtes und Klangs, der in allen heiligen Schriften bezeugt ist. Veden-Übersetzer und Autor zahlreicher Bücher

BUCHTIPPS
Soami Divyanand: Das Mysterium von Leben und Tod (Sandila)
Soami Divyanand: Karma (Sandila)

Soami Divyanand

 

Foto(s): ©Thinkstock

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