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Weltfrieden

Die Gründe für Konflikte und Feindseligkeit sind vielfältig. Aber mit einer ganzheitlichen Strategie unter Einbeziehung aller ist Frieden machbar.

Von Anfang an bemüht sich die Menschheit um ein friedliches Auskommen miteinander. Früher lebten die Menschen in kleinen Gemeinschaften und waren gegenüber anderen, fremden Gruppen generell feindselig gesinnt. Oftmals bekämpften sie sich, töteten einander. Wenn sie dann unter den Konsequenzen dieses feindseligen Verhaltens litten, begannen sie, nach Frieden zu streben. Die Menschen haben sich im Lauf der Zeit zu immer größeren Gemeinschaften und Nationen zusammengeschlossen, sie haben ihr Wissen und Können erheblich erweitert – aber die Neigung zu Feindseligkeit gegenüber Andersdenkenden und Anderslebenden ist die gleiche geblieben. So ist der Friede zwischen den Völkern stets durch diese feindselige Grundhaltung gefährdet.

Konflikte und Meinungsverschiedenheiten gibt es in allen Lebensbereichen. Sie entstehen, weil jeder die Dinge aus einem anderen – seinem eigenen – Blickwinkel sieht und so zu einer anderen Auffassung kommt. Mit seinem Verstand meint der Mensch, die eine Andersartigkeit noch akzeptieren zu können, andere Eigenschaften oder Handlungsweisen jedoch verwerfen zu müssen. Feindseligkeit anderen gegenüber wurzelt in solcher Ablehnung bzw. Nichtakzeptanz. Setzt sich diese ablehnende Gesinnung in den Herzen der Menschen fest, kommt es leicht zu offenen Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen.

Religion – Ursache von Konflikten

Religion hat immer schon einen starken Anteil an der Entstehung von Kriegen und Feindseligkeiten zwischen den Völkern gehabt, oft ist sie sogar der Hauptauslöser. Religion hat einen äußerst starken Einfluss auf den Menschen: Sie betrifft sein innerstes Wesen, sie prägt sein Weltbild und stiftet Gemeinschaftsgefühl. Bei den meisten Konflikten, auch wirtschaftlicher und sozialer Art, spielen unterschiedliche religiöse Auffassungen eine Rolle. Dabei ist Religion an sich ein zeitlos gültiges und sich gleich bleibendes Wissen, das von Gott selbst – der Quelle der einen Wahrheit – ausgeht.

Jede religiöse Gemeinschaft behauptet, dass ihre Religion die ewig wahre sei. Jede organisierte Religionsgemeinschaft besteht darauf, dass ihre Religion von Gott herabgesandt sei. Gott ist die Wahrheit, Gott wandelt sich nicht. Wenn aber jede Religion von Gott ausgeht, wie kann es dann sein, dass es zwischen den Religionen solche Unterschiede gibt?

Jede Religion gründet sich auf der einen ewigen Weisheit Gottes. Das Ziel jeder Religion besteht darin, die Seele wieder mit Gott zu vereinen. Jede Religion erhebt den Anspruch, ihren Anhängern Glück und Harmonie vermitteln zu können. Wo kommen dann all diese Meinungsverschiedenheiten zwischen den Religionen her?

Die Ursache liegt in der falschen Auslegung der Heiligen Schriften. Die Heiligen Schriften der verschiedenen Religionen geben uns zwar eine zutreffende Beschreibung von Religion als Weg der Seele zu Gott, aber die Theologen haben im Lauf der Zeit die Heiligen Schriften auf so viele verschiedene Arten ausgelegt, dass sich unzählige Differenzen eingeschlichen haben. In Wahrheit vermitteln alle existierenden Heiligen Schriften jedoch ein und dieselbe göttliche Weisheit.

1 Die gemeinsame Botschaft entdecken

Dennoch müssen wir, wenn wir einen nachhaltigen Weltfrieden erreichen wollen, gerade anhand der Heiligen Schriften eine Basis für gegenseitiges Verständnis und ein verträgliches Auskommen miteinander erarbeiten. Die einzige Möglichkeit, um religiös bedingte Vorurteile, Meinungsverschiedenheiten und Anfeindungen zu überwinden, ist die Einrichtung einer gemeinsamen Plattform, in der diese Heiligen Schriften vorurteilsfrei studiert und die Gemeinsamkeiten herausgestellt werden. Sie vermitteln ja eine gemeinsame Wahrheit.

Angehörige der verschiedensten religiösen Gemeinschaften können in einem solchen Studienausschuss zusammensitzen. Ob Theologen oder Laien – alle Mitglieder von verschiedenen Religionen (und nicht nur die oft in ihrer Sichtweise festgefahrenen Theologen) sind geeignet, um an diesem gemeinsamen Projekt mitzuwirken. Es sollte eine Arbeitsgruppe sein, in der sowohl Theologen als auch Laien vertreten und gleichermaßen wichtig sind.

Was beim vergleichenden Studium der maßgeblichen Heiligen Schriften in diesem Team als übereinstimmend akzeptiert wird, sollte veröffentlicht und auch durch Lehre und Predigt weitergegeben werden. Und die Unterschiede, die bestehen bleiben, überlassen wir den Experten, damit sie die darin enthaltenen Gemeinsamkeiten herausfiltern.

2 Zusammen meditieren

Wenn wir über eine solche gemeinschaftliche Plattform verfügen, auf der wir die übereinstimmenden Stellen in den Schriften diskutieren,

werden wir vielfach einer Meinung sein. Dennoch mag manche Thematik für Kontroversen sorgen und sich einer Übereinstimmung entziehen. Denn allein mit dem Verstand kann man die Heiligen Schriften nicht verstehen. Bei den Schriften handelt es sich ja um Überlieferungen von Offenbarungen aus einer göttlich-spirituellen Ebene jenseits des Verstandes, und deshalb können wir diese Offenbarungen nicht auf Verstandesebene erfassen, sondern nur mithilfe eigener Meditationserfahrungen.

Um diese überlieferten Offenbarungen zu verstehen, sollten wir gemeinsame Meditations-Workshops durchführen. Alles offenbarte Wissen stammt von Gott. Und wenn wir es nicht richtig verstehen, besteht der einzig richtige Weg darin, selbst mit Gott in Kontakt zu treten, um den wahren Sinn offenbart zu bekommen. Anstatt von den Menschen zu verlangen, dass sie die Ansichten anderer übernehmen, wäre es besser, sie aufzufordern, zur Meditation zu sitzen, damit sie selber zur richtigen Einsicht gelangen.

3 Gemeinsam feiern

Dann ist da noch ein dritter Punkt zu berücksichtigen, nämlich, dass Konflikte aufgrund von andersartigen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Gegebenheiten und Aktivitäten entstehen. Religion prägt das Leben in diesen drei Bereichen sehr stark und sehr unterschiedlich. Angesichts der vielfältigen Ausformungen fällt es oft schwer, das Gemeinsame – das Verbindende – hinter diesen so unterschiedlichen Bräuchen zu erkennen.

Aber was kann es schaden, diese Feste und Anlässe einfach mitzufeiern, bis wir den gemeinsamen, verbindenden Sinn und Hintergrund erkannt haben?

Im Grunde genommen lässt sich die große Vielfalt von religiösen und kulturellen Aktivitäten auf wenige Kategorien zurückführen. Beispielsweise ranken sich in jeder Religion viele kulturelle Handlungen rund um den Geburtstag eines Religionsgründers oder um andere bedeutsame Persönlichkeiten: Was kann daran schlecht sein, dabei auch anderer Religionsführer zu gedenken? Wir feiern ja nicht nur unseren eigenen Geburtstag, sondern auch den unserer Freunde. Wenn ein Hindu den Geburtstag von Rama oder Krishna zelebriert, kann er ebenso gut den Geburtstag Jesu Christi oder Hazrat Mohammeds begehen.

Dann gibt es Feiern zu Ehren besonderer religiöser Ereignisse. Beispielsweise feiern wir im Christentum Pfingsten, den Tag, an dem sich der heilige Geist Gottes mit Offenbarungen auf die Menschen herabkam. Ähnliche Ereignisse werden in fast jeder Religionsgemeinschaft begangen. Wenn wir all diese religiösen Ereignisse und Anlässe gleichermaßen billigen – ob es nun unsere eigene Gemeinschaft betrifft oder eine andere –, können wir sie alle zusammen feiern.

Natürlich werden diese Ereignisse auf unterschiedliche Art und Weise gefeiert. Aber indem wir solche kulturellen Aktivitäten gemeinsam begehen, können wir viele Missverständnisse ausräumen.

4 Soziale und wirtschaftliche

Not beheben Nun wenden wir uns den wirtschaftlich begründeten Konflikten zu. Seit jeher hat es Feindseligkeiten und Konflikte zwischen den Besitzenden und den Besitzlosen gegeben. Wenn der eine nicht einmal genug zu essen hat, während der andere mehr hat als er braucht, wird es zwischen den beiden immer Neid und Streit geben. Wir können nicht von den Menschen verlangen, dass sie solche Ungleichheit und solche Not aus religiösen Gründen hinnehmen. Wenn wir die Feindseligkeiten in der Welt beseitigen wollen, müssen wir also dafür sorgen, dass die Grundbedürfnisse der Menschen abgedeckt werden.

Als vierte Maßnahme für den Weltfrieden sollte eine global operierende Organisation gewährleisten, dass den Ärmsten die fundamentalsten Mittel zum Überleben zur Verfügung stehen. Die elementarsten Bedürfnisse in Bezug auf Nahrung, Obdach, Bildung, Kleidung und medizinische Grundversorgung müssen gewährleistet sein.

5 Abrüstung

Die Völker stürzen sich immer wieder (und aktuell verstärkt) in ein gegenseitiges Wettrüsten, um ihre nationalen Grenzen zu schützen. Beträchtliche Ressourcen und Finanzen werden aufgezehrt, um in diesem Wettrüsten mithalten zu können. Es sollte als fünfte Maßnahme eine globale Organisation geben, deren Aufgabe es ist, die Grenzen der unterschiedlichen Nationen zu überwachen und zu sichern. Das bedeutet, dass keiner allein über die Sicherheit der eigenen Grenzen zu wachen und zu bestimmen hat. Auf diese gemeinschaftliche Weise lassen sich Konflikte um nationale Grenzen leichter überwinden als auf jedem anderen Weg.

Zudem wachsen aufgrund einer vertieften spirituellen Denkweise und der Meditationspraxis in den Menschen die Bereitschaft und die Fähigkeit, bei Grenzstreitigkeiten und anderen Konflikten aufeinander zuzugehen, Verständnis für die Gegenseite aufzubringen und Kompromisslösungen zu finden.

Frieden kann nur im Rahmen einer solch global ausgerichteten und alle Nationen umfassenden Organisation wie der UNO erreicht werden. Um den Weltfrieden zu erreichen, ist es notwendig, die ganze Menschheit einzubeziehen. Alle sind um den Frieden besorgt, weil letztlich alle die Verlierer sind, wenn es keinen Frieden gibt.

Soami Divyanand

FOTO: Thinkstock

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