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SOS-Kinderdörfer

Die SOS-Kinderdörfer helfen im Nordirak traumatisierten Kindern, die Opfer de Terrormiliz IS wurden. Resilienz heißt dabei das Zauberwort, das Selbstheilungskräfte aktiviert und die verletzten kleinen Seelen stärkt.

Lyas Leben war das einer typischen Zehnjährigen: zur Schule gehen und mit Freunden spielen. Doch dann kam der IS nach Sinjar – und zerstörte nicht nur die Gebäude der irakischen Stadt, sondern verwundete auch Lyas Seele. Ihr Vater ist seit dem Überfall der Terrormiliz spurlos verschwunden – vielleicht verschleppt, aber wahrscheinlich ermordet. „Ich habe seit diesem Tag vor drei Jahren unzählige Nächte durchgeweint. Jeden Moment hoffe ich, dass er zu uns zurückkommt. Ich vermisse ihn. Ich vermisse das Lächeln auf den Gesichtern meiner Geschwister. Er hat uns immer zum Lachen gebracht. Seitdem er fort ist, weiß ich nicht mehr, wie ich die Traurigkeit wegjagen soll.“

Lya gehört zu den 350 jesidischen Kindern im Flüchtlingscamp Khanke in Dohuk, die momentan am Traumabewältigungsprogramm der SOS-Kinderdörfer teilnehmen. Diese Kinder haben Massenhinrichtungen, Missbrauch und weitere Gräueltaten miterlebt oder selbst erlitten. Nun müssen sie nicht nur mit dem Verlust ihrer Heimat und von geliebten Menschen zurechtkommen, sondern auch mit den Dämonen im Kopf leben, die sie Tag und Nacht begleiten: „Ich hatte schlimme Alpträume. Die schrecklichen Erinnerungen haben mich ständig verfolgt – und nicht nur mich“, erzählt Lya. Doch mit der Traumatherapie kam Besserung: „Die Übungen, die wir gelernt haben, helfen mir. Ich kann wieder gut schlafen.

Kindgerechte Traumatherapie

Die SOS-Traumatherapie wurde von norwegischen Psychologen für Interventionen nach Katastrophen entwickelt und evaluiert. Die Kinder erlernen dabei Techniken, um wieder Herr über ihre Emotionen und Reaktionen zu werden, damit sie ihnen nicht mehr hilflos ausgeliefert sind. Zum Beispiel stellen sie sich einen sicheren Raum vor und eine Person, der sie vertrauen und von der sie beschützt werden. An diesen Ort können sie gehen, wenn sie Angst haben, und diese nach und nach verlieren.

Malerei oder Rollenspiele helfen den Kindern, Emotionen auszudrücken, ohne darüber sprechen zu müssen. Denn viele Kinder können oder möchten nicht über die schlimmen Erlebnisse reden. So malen sie beispielsweise ihre bösen Träume auf und tauschen diese aktiv gegen Bilder von schönen Träumen aus. Dadurch überdecken die positiven Gedanken die negativen. Abends können die Kinder den schönen Traum dann betrachten und mit ins Bett nehmen. Feste Schlafrituale und Bezugspersonen, zu denen die Kleinen eine Bindung aufbauen können, sowie Gespräche, Umarmungen und Zuneigung sind ebenfalls wichtige Pfeiler der Traumatherapie.

Resilienz: Die innere Kraft der Kinder aktivieren

Im Zuge derer ist es beeindruckend, zu beobachten, wie die Kinder sich von Woche zu Woche verändern: Resilienz heißt das Zauberwort, das diese Wandlung bewirkt. Sie ist die innere Fähigkeit der Kinder, ihre seelischen Selbstheilungskräfte zu stärken und so Traumata zu bekämpfen.

Diese positive Entwicklung mitzuerleben, ist geradezu zauberhaft und setzt starke Energien frei – auch bei den SOS-Mitarbeitern, die sich um die Kinder kümmern. Sie merken, dass ihre Arbeit etwas bewirkt. Dass die Kinder, die zuvor kein Wort herausbrachten, weinten oder verzweifelt waren, wieder beginnen können, Kind zu sein. Sie spielen zusammen oder nehmen an einem Workshop teil, bei dem sie kleine Kunststücke wie Jonglieren lernen.

Auch Lya macht heute bei so einem Zirkus- Kurs mit und konzentriert sich dabei so sehr darauf, die Jonglierbälle in der Luft zu halten, dass sie währenddessen nicht an den dunklen Tag vor drei Jahren denken muss, der ihre sorglose Kindheit beendete. Als dann zwei Clowns kommen und mit den Kindern Scherze machen, erscheint es auch endlich wieder: ein Lächeln auf Lyas Gesicht.

Weitere Infos unter:
www.sos-kinderdoerfer.de/nordirak

FOTO: sos-kinderdoerfer

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