"Die Suche nach dem perfekten Partner ist ein toter Zwilling" -
Bevor wir uns ein Tier anschaffen, machen wir uns schlau. So ist es durchaus sinnvoll, zu wissen, dass ein Araber Hengst zwischendurch mal mit 60 Sachen galoppieren muss, damit er nicht hospitalisiert, derweil Sie einen Brabanter mit dieser Geschwindigkeit nach ein paar Minuten glatt umbringen würden. Doch wissen wir genauso gut über das „fremde Tier in unserem Bett“ Bescheid? Aufgrund meiner Erfahrung in der tiefenpsychologischen Partnerschaftsberatung kann ich sagen: „Nein – wir kennen meist nicht einmal uns selbst richtig!“ Und genau daraus entstehen die Konflikte, die Partnerschaften so schwirig machen.
Wir wissen doch, dass eine Partnerschaft dadurch wächst, dass man nicht Liebe und Aufmerksamkeit fordert oder erpresst, sondern sie gibt, sich hingibt. Das dient der Liebe. Allerdings sollte das, was man zu geben hat, auch zum Empfänger passen, sonst landet die Hingabe nicht im Herzen des Anderen, sondern in seiner Mülltonne. Deswegen ist es so wichtig, den Anderen zu kennen.
Sternzeichen und Persönlichkeiten
Ausgerechnet bei der Spezies Mensch, dem komplexesten Wesen der Erde, gehen wir ganz selbstverständlich davon aus, dass unsere Mitbürger genauso ticken wie wir selbst und wir direkt von uns auf den Anderen schließen können. Weit gefehlt! Nicht nur, dass die Prioritäten bei den verschiedenen sozialen Schichten, Kulturkreisen oder Generationszugehörigkeiten sehr unterschiedlich sind. Die gravierendsten, weil am tiefsten verborgene Missverständnisse entstehen durch Projektion, Unwissenheit über Pränatale Einflüsse, Familiensoziologie, Geschwister-Konstellation sowie die sogenannte Sternzeichen-Persönlichkeit. Ärgerlich ist nur, dass wir in unserem abgeklärten Kulturkreis die meisten dieser Faktoren für unwissenschaftlich erachten und daher kaum darin geschult sind.
Beginnen wir mit den sogenannten Sternzeichen: Alles in dieser Welt Entstehende unterliegt einer Zeitqualität und bekommt dadurch unveränderliche Eigenschaften, so sagen es die alten Griechen und die Quantenphysiker haben es jüngst bewiesen. Da liegt nahe, dass die Eigenschaften des so genannten „Sternzeichens“ wahrscheinlich nicht mit der Geburt entstehen, sondern bereits bei der Zeugung. Der errechnete Geburtstermin liefert also den Hinweis auf das Zeichen und bedeutet, dass Sie als Mutter bereits neun Monate lang einen Widder oder Löwen oder Wassermann usw. unter dem Herzen tragen und dass dieser entsprechend seiner Grundpersönlichkeit auf Stress reagiert. Wenn Sie sich also bislang in Horoskopen nicht wiedererkannt haben, liegt das wahrscheinlich daran, dass Sie außerhalb Ihres natürlichen Geburtstermins zur Welt gekommen sind. Errechnen Sie Ihr Horoskop danach, wann Sie natürlicherweise Geburtstag hätten, wenn Sie eine pünktliche Geburt gehabt hätten. Wenn der Aszendent nicht mit Ihren Persönlichkeitsmerkmalen übereinstimmt, sehen Sie sich einfach den Aszendent davor an – meist ist dieser stimmig.
Mit der Information über die unveränderlichen Persönlichkeitseigenschaften werden soziale Beziehungen viel friedlicher. Das Sternzeichen Ihres Partners ist nun einmal seine Persönlichkeit. Ihn dafür zu kritisieren, wäre unreflektiert und arrogant.
Verlust eines Zwillings
Ebenso sind vorgeburtliche Erlebnisse oft verborgen, aber prägend. Ein Embryo im Bauch der Mutter registriert Reize ab der dritten Woche. Ob Mama über einen Witz lacht oder sich über Papa ärgert – das Baby spürt das alles und hält es für seine eigenen Empfindung. Hierdurch Verschalten Sie im wachsenden Gehirn Milliarden von Neuronen und legen Verhaltensmuster an. Dies erklärt folgendes Phänomen:
Ein Zwilling hat im Mutterleib wochenlang die Erfahrung der direkten Interaktion gemacht. Zwillinge spüren, dass sie nicht allein sind. Genau das ist der Grund, warum diese als Erwachsene besonders hohe Ansprüche an Harmonie und Gemeinsamkeit haben und sich bei Missverständnissen und Konflikten recht schnell einsam fühlen. Ein Sonderfall sind die nicht zur Geburtsreife gekommenen Zwillingsschwangerschaften – dies geschieht anscheinend öfter, als man denkt.
Der pränatale Verlust eines Zwillingsgeschwisters führt oftmals zu einem rätselhaften „Suchverhalten“. Stellen Sie sich vor: Sie sind im Bauch Ihrer Mutter und registrieren den Herzschlag Ihres Zwillings wie auch er den Ihren. Sie reagieren mit einem Neuronenfeuer darauf und schütten Transmitter aus – er ebenso. Sie leben in perfekter Resonanz und gewöhnen sich an diese Harmonie. Wenn der Zwilling nun verstirbt, wird es seltsam ruhig um Sie herum. Ihr verstorbenes Geschwister wird nun vergehen, was giftige Abbauprodukte freisetzt, die Sie wiederum spüren, und Sie registrieren: „Allein gelassen werden ist eine tödliche Gefahr!“ Der überlebende Zwilling wäre zeitlebens von dem unbestimmten Gefühl beseelt, einen perfekt passenden Menschen suchen zu müssen, so wie er es in der pränatalen Zeit erlebt hatte.
Wenn jemand seinen Zwilling verloren ! Bezug auf „Allein-gelassen-werden“, und das kann eine Partnerschaft extrem belasten. Wir konnten in der Praxis diese tragische Suche, die selbst während funktionierender Partnerschaften aufrechterhalten bleibt und Eifersuchtsgefühle beim Partner auslösen kann, durch das Bewusstmachen der frühkindlichen tiefenpsychologischen Hintergründe beenden.
Liebe ist kein Deal
All diese Stressfaktoren können mit modernen Verfahren aufgedeckt werden. Mit dem Bewusstsein über die Ursachen von bzw. endlich ins Lot gebracht werden. In meinem Buch „Artgerechte Partnerhaltung“ beschreibe ich die Techniken, mit denen man eine dauerhafte glückliche Beziehung hinbekommen kann.
Was aber ein jeder Mensch ohne viel Psychologie und Hilfe tun kann, ist, dem Partner einfach das geben, was man selbst haben möchte: Auf grundlegender Ebene ist dies Wertschätzung, Interesse und Respekt. In der Regel lernen wir dies nicht in unserer Entwicklung. Wir geben nicht, wir fordern. Wir sind gewohnt, statt Liebe „Deals“ einzugehen. Wir hören: „Wenn du artig bist, darfst du Fernsehen. Weil du eine gute Arbeit geschrieben hast, darfst du länger draußen spielen!“ und dergleichen. So gehen wir fordernd und erwartend in die Partnerschaft und versuchen, Liebe und Anerkennung zu verdienen bzw. zu erpressen – wie die Kinder. Drehen wir aber den Spieß um und geben dem Anderen, was er braucht, wird er diese Wertschätzung, dieses Interesse zurückgeben, damit wir nicht aufhören. Wer Liebe will, muss lieben, sage ich dazu. Das funktioniert immer!
Andreas Winter
Andreas Winter:
Artgerechte Partnerhaltung.
Das Geheimnis glücklicher und beständiger Liebe.
Mankau Verlag, 2019. Euro 10,90
www.andreaswinter.de
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