Magazin Visionen - Einfach. Besser. Leben.

Wovon lebt die Seele eigentlich? Und was ist Leben überhaupt? Sobald diese Frage den Menschen erfasst, lässt sie ihn nie mehr los. Die spirituelle Forschungsreise beginnt…

Der Keim des Lebens liegt in den Tiefen des Lebens selbst: in dem Geist oder der Seele – bei allem Lebendigen, selbst bei Blumen und Pflanzen. Spiritualität bezieht sich deshalb nur auf die essenziellen Aspekte und Fragen des Geistes (englisch: spirit): was er ist; wo er sich aufhält; wie er wirkt; wie er gesammelt werden kann, um in sich selbst zu ruhen; wie er von Körper und Gemüt getrennt werden kann; wohin er nach dem Tod geht; wie er willkürlich von der Sinnenebene des Körpers zurückgezogen werden kann; die besondere Reise, die vor ihm liegt; die verschiedenen spirituellen Ebenen, die er zu überqueren hat; sein letztendliches Ziel und viele andere verwandte Themen, die mit seinem Wohl zu tun haben.

Eintauchen in das Meer des Lebens

Wahre Religion oder Spiritualität besteht darin, die Seele mit Gott oder der Überseele in dem von Gott erschaffenen Tempel des menschlichen Körpers zu verbinden. Dies geschieht in der Meditation. Je mehr sich der Geist von der Außenwelt zurückzieht und die physischen, astralen und kausalen Begrenzungen überschreitet, desto mehr macht er Erfahrungen der NACH DEM LEBEN geistigen Phänomene. Das ist der entscheidende Kern der Spiritualität, auf den es ankommt.

Heutzutage sind die Religionen reduziert auf bloße Ausübung von Mildtätigkeit, auf die Beachtung und Durchführung von Ritualen und Zeremonien, auf das Tragen von kennzeichnender Kleidung oder Symbolen, die aber alle keine wesentliche Bedeutung haben für das Fortschreiten der Seele zur Selbstverwirklichung und Gottverwirklichung.

Das dringlichste Erfordernis unseres Zeitalters ist vielmehr eine von Leben erfüllte Realität, ein Eintauchen in das Meer des Lebens, ein Schluck vom Elixier des Lebens und die Schau des Göttlichen Lichts, das Unsterblichkeit verleihen kann und zum Aufblühen des Geistes in der Gottheit führt. In diesem Sinne sagte Sri Aurobindo: „Verbinde dich mit der Überseele und ziehe sie herab, so dass alles Leben, Gemüt und Materie, vergöttlicht wird. Es ist das gemeinsame Geburtsrecht aller erschaffenen Wesen und nicht das Monopol irgendeiner Nation oder Menschenklasse, die sich zu dem einen oder anderen Glauben bekennt.“

Eine Wissenschaft des Geistes

Während sich die Naturwissenschaften mit dem Bereich des Materiell-Physischen befassen und Erkenntnisse aus der Sinnenwelt weitergeben, beziehen sich die ethischen Verhaltensregeln auf den Menschen als Glied der Gemeinschaft und legen Richtlinien für die Beziehung zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft fest. Demgegenüber macht uns die Spiritualität oder die Wissenschaft des Geistes bekannt mit der Evolution oder Entfaltung des Geistes (einem Prozess, bei dem er von den verschiedenen Hüllen und Schichten, in die er gekleidet ist, befreit wird), seiner mit Gott identischen Natur, und wie er mit der göttlichen Realität, seiner Quelle und seinem Ursprung verbunden werden und die Gottheit erreichen kann, um auf ewig gesegnet zu sein.

Die Wissenschaft, die die Heiligen oder spirituellen Meister vermitteln, ist eine auf Erfahrung fußende Wissenschaft und bringt, so wie jede Naturwissenschaft, Ergebnisse mit mathematischer Genauigkeit hervor. Diese Ergebnisse können jederzeit durch die Veränderungen, die man bei einem Menschen beobachten kann, der nach dieser Lehre lebt und sie für sich umsetzt, belegt und nachgeprüft werden. Es bedeutet nicht Schriftenkenntnis oder Anhäufen von Wissen, sondern vielmehr, dass der Geist zu sich kommt und eine neue Geburt ins kosmische Bewusstsein erfährt und sich ins Überbewusstsein erhebt.

Diese Verwirklichung bringt eine segensreiche Ruhe mit sich. Daraufhin wird die Immanenz Gottes ständig empfunden, und das tatsächliche Wirken des göttlichen Willens im individuellen Leben wie in Allem wird offenbar. Vernunft und Intellekt können die unendliche Realität nicht begreifen. Selbst nach der Verwirklichung lässt sich das Unbeschreibliche nicht mit Worten beschreiben. Dieses Experiment im Göttlichen kann nur im äußersten Schweigen und der Stille des Gemüts und Intellekts erfahren und erreicht werden, wenn Sein Licht und Seine Stimme der Seele gleich einer Offenbarung dämmern.

Eine Reise nach innen

Es ist schon seltsam: Wir machen alle möglichen Anstrengungen, uns von physischen Leiden zu befreien, denken aber nie an die subtilen Krankheiten, die unser inneres Selbst heimsuchen, oder daran, wie niedrig wir auf der Skala der menschlichen Werte rangieren und wie hilflos wir im Strom des Lebens treiben, ob wir wollen oder nicht. Wir verbringen unser ganzes Leben mit Essen, Trinken und Dahindämmern und kümmern uns nicht im Geringsten darum, etwas über die Grundlage des Lebens selbst zu erfahren. Da wir uns ständig mit der physischen Außenwelt befassen, können wir uns nicht einwärts wenden, um Zeuge der Herrlichkeit der inneren Welt zu werden.

Da Gott in unserem Innern weilt, müssen wir, wenn wir Ihm begegnen wollen, nach innen schauen, um Ihn zu erleben und Seine Segnungen zu empfangen. Gott durchdringt alles in Seiner aktiven Form als Ur-Klang oder Ur-Schwingung, aber wir können Seine Stimme, den Ur-Klang, nicht hören, wenn wir uns nicht vom Trubel der Welt abwenden und in die tiefe, innere Stille der Seele eintreten. Wenn wir die Reise nach innen antreten, gehen wir ohne Füße, wirken ohne Hände, sehen ohne Augen und hören ohne Ohren.

Aufsteigen zu den höchsten Höhen

Um Gott zu erkennen, muss man sich erst selbst erkennen. Selbsterkenntnis ist nur durch innere Umkehr möglich, d. h. indem man die Aufmerksamkeit von allem äußeren Streben abwendet und nach innen leitet, in die tiefe Stille des Geistes, in den Göttlichen Urgrund, der in jenem Zentrum hinter den beiden Augenbrauen liegt. Nur dann erlebt der individuelle Geist die Überseele oder die wirkende Gotteskraft, die das höchste Gut und Ziel aller religiösen Suche ist.

Buddha erklärt, dass wir nur in unserem Innern zu den höchsten Höhen der Gottheit aufsteigen können. Der große deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer sagt, dass die Quelle allen Friedens und beseligender Ruhe in unserem Innern gefunden werden kann. Und Christus betont nachdrücklich: „Das Reich Gottes liegt inwendig in euch.“ Ebenso heißt es in den Sikh-Schriften: „Die köstlichen Wasser der Unsterblichkeit wogen im Innern der Seele.“

Diese innere Reise kann man ausführen, ohne Herd und Heim oder Freunde und Familie zu verlassen und ohne dass man Beruf und Beschäftigung aufzugeben hätte. Alles, was man dazu braucht ist, von einem lebenden spirituellen Meister, der den Schlüssel zum Reich Gottes in Händen hält, die notwendigen Instruktionen zu erhalten.

Mit entsprechender Übungspraxis vermag der Aspirant sein Gemüt auch im hektischen Gedränge des Lebens zu beruhigen und sich nach Belieben in jenes stille Kämmerlein auf dem Göttlichen Grund zurückzuziehen. Die Beruhigung des Gemüts ist Voraussetzung für die innere Einkehr, denn mit seinem Denken hält es den Geist mit der materiellen Außenwelt beschäftigt. Solange das Gemüt nicht beruhigt ist, wird auch der Aufenthalt im Wald oder am Flussufer nicht helfen.

Ethisches Verhalten

Jede Religion hat zwei Aspekte oder Bereiche – der eine ist das Soziale, und der andere das Spirituelle. Die soziale Seite besteht darin, dass ethische Verhaltensregeln aufgestellt werden, die darauf abzielen, die sozialen Übel abzuschaffen, die Gesundheit der Gemeinschaft zu fördern, gewisse Sitten und Bräuche zu beachten und Mildtätigkeit zu üben. Man kann davon den besten Gebrauch machen, um den Boden für ein höheres spirituelles Leben zu bereiten.

Der spirituelle Aspekt der Religion befasst sich, wie gesagt, allein und in erster Linie mit dem Geist, der Erforschung seines Wesens, seiner Beziehung zu Körper und Gemüt, und dem Weg, auf dem er sich von diesen beiden Einschränkungen befreien kann und sich mit der aktiven Gotteskraft verbinden kann, was zur Verwirklichung und Identifikation mit dem Großen Meer des Bewusstseins führt.

Der Mensch ist zweifellos ein Gemeinschaftswesen, doch kann eine Gemeinschaft nur auf spiritueller Grundlage gesichert sein. So wie der Geist den menschlichen Körper belebt, gibt die Spiritualität der Gemeinschaft Leben und Nahrung, ohne die alle Arten von Übel, wie Engstirnigkeit, Vorurteile, Selbstüberheblichkeit, Kampf und Streit sich allmählich in ihre edlen Teile einschleichen und sie entkräften und Verfall hervorrufen.

Es gibt heute keinen Mangel an Sozialreformen, aber was uns schmerzhaft fehlt, ist die Selbstreform. Die Menschheit hat ungeheure Fortschritte in den Naturwissenschaften und Künsten zu verzeichnen, wie auch in der Politik und Philosophie; sie hat nicht nur die Geheimnisse der Natur weitgehend enträtselt, sondern sich tatsächlich die meisten Naturkräfte nutzbar gemacht. Aber all das wurde mit großen Kosten und unter gewaltigen Verlusten erreicht – auf Kosten des eigenen Geistes oder: der Seele. Die natürliche Folge davon ist, dass wir trotz allem materiellen Fortschritt und Komfort genau so weit vom Glück entfernt sind wie ehedem.

Universelle Wahrheit

Die spirituellen Lehren aller gottverwirklichten Meister sind zu allen Zeiten und in allen Ländern dieselben, obwohl sie in anderen Worten und Sprachen geschrieben sind. Sie kommen mit der Botschaft der Spiritualität, und ihr einziges Anliegen ist es, die Menschen zu vergeistigen, indem sie sie mit Gott oder der Überseele verbinden und ihnen beim Prozess der spirituellen Entwicklung und Entfaltung helfen. Ihre Lehren beziehen sich auf die innere, ohne äußere Hilfsmittel gemachte Erfahrung der Seele. Dies ist der Kem allen wahren Wissens, wodurch alles andere bekannt wird.

 Sant Kirpal Singh

Sant Kirpal Singh (1894 bis 1974) wirkte seit 1948 als spiritueller Meister. Auf seinen Vortragsreisen und als langjähriger Präsident der „Weltgemeinschaft der Religionen“ erwarb er sich im Osten wie im Westen große Achtung und Sympathie.

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Foto(s): gettyimages

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