
DAS JA… „Das Ja kann nur ich selbst mir geben“, sagt meine Liebste, Jwala heißt sie, so treffend. Denn im JA bündelt sich der Inbegriff der Öffnung.
Es gründet tief in uns und reicht hinaus in Welt und Kosmos. Es ist schlicht und unspektakulär wie der Schatten des Kranichs, der den See überfliegt und spurlos in der Leichtigkeit des Seins verschwindet.
Das JA ist im Grunde das Gebet aller Gebete. Es enthält Vertrauen. Es enthält Liebe. Und ist zudem der Schlüssel zur Hingabe. Zur Hingabe an das Größere. Wenn du aus vollem Herzen, klar und bewusst JA sagen kannst, hast du aus einer bestimmten Perspektive alles gesagt, was gesagt werden kann. Denn die Voraussetzung, um glückselig zu sein, ist, das zu begrüßen, was jetzt gerade ist. Daher nenne ich das JA das Gebet aller Gebete. Und ich meine jenes JA, das Ja zur Existenz sagt. Ja zum Leben. Ja zur Liebe. Ja zu einem möglichen Frieden, der kein Gegenteil kennt.
Das spirituelle JA
begleitet uns durch die Wellen der Zeit. Es ist für einige der großen Lehrer der Menschheit ein anderes Wort für Gott. Denken wir nur an Buddha, an Mahavira, an Adinatha – sie sprachen nie, niemals von Gott. Sie waren erleuchtet. Sie hatten den höchsten Gipfel des menschlichen Bewusstseins erreicht. Weshalb sprachen sie nicht von Gott?
Aus ihrer Sicht ist Gott eine Hypothese. Sie sahen im JA den wahren Geist des Göttlichen. Denn über Gott lässt sich streiten. Über Gott lässt sich diskutieren. Über Gott haben die Menschen nicht nur Mäntel, sondern schwere Eisenhemden aus allen möglichen und schier unmöglichen Überzeugungen gehängt. Aus Gott und aus den damit verbundenen Religionen wurde der mentale Sprengstoff unzähliger Kriege; Religionskriege aller Art und manche davon von langer Dauer. Daher sprach Buddha nie von Gott. Seine Lehre war das JA zur Existenz, zur Erde, zu den Bäumen, den Blumen, den Tieren, zu den Sternen und vor allem zu den Menschen. Wenn wir einander in diesem JA begegnen, so leuchten unsere Herzen und wir spüren den Atem des Gemeinsamen. Daher ist dieses wache, bewusste, spirituelle JA das Gebet aller Gebete, insbesondere dann, wenn es still im Herzen wohnt.
Der Widerspruch
Das spirituelle JA ist eine Flamme in unserem Bewusstsein. Es hat nichts gemein mit jenen Opportunisten, die Ja sagen und Nein oder Vielleicht meinen, die nie und nirgendwo Stellung beziehen.
Das JA, von dem ich spreche, ist kein Fähnlein im Wind, das nach Beliebigkeit flattert. Denn dieses verfälschte, aberrierte Ja ist im Grunde eine Sünde, wenn wir „Sünde“ in seinem ursprünglichen, neutestamentlichen Sinn verstehen. Nämlich: das Ziel verfehlt. Dieses Ja ist in sich ein Widerspruch. Und es führt zu einem Problem. Ist ein Problem doch nichts anderes als eine Absicht, die auf eine andere Absicht stößt. Du dahin – ich dorthin; Problem! Das Ja des Opportunisten stößt in seiner Brust auf das Nein seiner inneren Struktur. Und das ist sein Problem.
Die Suche - das Ankommen
„Willst du die Suche nach dir selbst beginnen, mach dich auf deinen eigenen Weg nach innen. Wenn Blumen blühen und Vögel singen, will das Leben sich so zum Ausdruck bringen.“ Das sind die einfachen Worte des Wandermönchs Hotei. Und weiter: „Das unbedingte JA des Kindes gleicht der Freiheit frischen Windes. Frei von Zweifel, rein und ohne Ziel, klingt es wie der Flöte schönes Spiel.“ Das als kleiner Wegweiser zum Schluss: Wenn du bei dir ankommst, kommst du bei deinem ureigenen JA an; im Licht der Liebe. Im großen JA der Existenz, die alles umarmt, die alles bejaht – im Licht einer Liebe, die wir göttlich nennen können.
Möglicherweise wäre dieses allumfassende, existentielle JA ein besserer Name für Gott. Wir können uns auf jeden Fall für dieses JA entscheiden. Und das Allerschönste: Diese Entscheidung fällt wahrlich leicht. JA.
Karl Gamper
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