Magazin Visionen - Einfach. Besser. Leben.

Christoph Hatlapa

Geboren 1947, studiert als ‚68er mit Tiefsicht’ Jura an der Freien Universität Berlin, gründet 1984 das Friedens- und Ökodorf Lebensgarten und das Zentrum Gewaltfreie Kommunikation in Steyerberg

(s. "Lebensgärtner" in VISIONEN 2/20). Verbindet Menschen und Welten in mitfühlenden Aktivitäten und Haltungen, in Stille und Dialog, in konflikt und Eigensinn, in Verstehen und gewaltfrei. Seine Teishos (Zen-Vorträge) sind auf dem Podcast der Choka Sangha zu hören. Christoph Hatlapa hat sechs Kinder.

Welchen Beruf haben Sie gelernt?

Ich war 16 Jahre lang Rechtsanwalt.

In welchem Bereich sind Sie derzeit tätig?

Als Lehrer für ZenMeditation, Ausbilder in Mediation, Trainer in Gewaltfreier Kommunikation. Vor allem bin ich ein Pionier auf den Gebieten Gemeinschaftsbildung, Ökologie und Mediation.

Was möchten Sie sein?

Ich bin ich, da helfen keine Pillen. Und ich bin gern ein Kind der Grenzenlosigkeit und der Großen Erde.

Was ist Ihr Lieblingsessen?

Gemüsepfanne mit gebratenem Tofu, dazu Mousse au Chocolat.

Sind Sie Vegetarier? Flexitarier? Veganer?

In meiner Lebensgemeinschaft gibt es seit 35 Jahren vegetarische Vollwertkost, ergänzt durch vegane Gerichte. Ich ehre in meinen Gastgebern die Großzügigkeit, indem ich esse, was sie mir anbieten.

Welche drei menschlichen bzw. spirituellen Werte sind Ihnen wichtig?

Mitgefühl, Solidarität und tiefes Verstehen.

Was ist Ihr Traum vom Glück?

Dass wir als Menschheit zu unserer wahren Natur der Allverbundenheit erwachen und niemand zurückbleibt. Bis dahin: „Jeder Tag ein guter Tag!“

Was wäre für Sie das größte Unglück?

Wenn es keine Orte der Stille mehr gäbe.

Was bereitet Ihnen Bedenken oder Sorgen in Bezug auf den Planeten Erde oder die Menschheit?

Mich besorgt, dass sich der Glaube an die „Religion des Marktes“ verfestigt und vielen Menschen alternativlos erscheint. Heute werden Haltungen wie Gier, Ablehnung und Verblendung von anerkannten Institutionen unserer Gesellschaft verkörpert und tragen zur Zerstörung unseres Lebensraums bei. Ich möchte der Heilung der Erde dienen.

Sind Sie karitativ oder ehrenamtlich engagiert? Wenn ja, wie bzw. wo?

Ich gehöre mehreren gemeinnützigen Institutionen an und unterstütze verschiedene ökologische Projekte. Schwerpunktmäßig setze ich mich für Inneren und Äußeren Frieden ein. Vor allem die Veränderung unserer Streitkultur durch wertschätzende Kommunikation und Mediation liegt mir am Herzen.

Wann bzw. in welchem Alter haben Sie angefangen, sich für Spiritualität zu interessieren?

Mit 16 Jahren faszinierte mich Martin Bubers dialogisches Denken. In den 68erJahren lehnte ich Spiritualität ab und verließ die evangelische Kirche. Nach einer schweren Hepatitis bekam ich den entscheidenden Anstoß für Yoga und Zen. Als Gemeinschaftsgründer beflügelten mich Findhorn und Eileen Caddy. In Deutschland und Japan studierte ich Rinzai-Zen unter Oi Saidan Roshi und wurde sein Dharmanachfolger.

Meditieren Sie? Wie?

Seit wann? 1977 nahm ich an einem Zentraining für Fortgeschrittene teil. Seitdem übe ich fast täglich Zazen. 1986 weihte mein Lehrer die Choka Zendo ein. Bald darauf entstand die Zengemeinschaft Choka Sangha. Als Zenmeister leite ich regelmäßig Zen-Intensivtrainings an und unterstütze den Ausbau unseres Togenji-Tempels. Die Übung dort kombiniert den achtsamen Tageslauf eines Zenklosters mit der Selbstversorgung nach den Prinzipien der Permakultur. Ein Ziel: die Verkleinerung des ökologischen Fußabdrucks.

Was ist „Gott“ für Sie?

Ein Synonym für Grenzenlosigkeit. Ich bin dankbar dafür, dass ich in einem freundlichen Universum leben darf. Gott ist die einzige Instanz, die meiner Freundin Respekt abnötigt. Das rechne ich ihm hoch an.

Wie möchten Sie sterben?

Für mich ist Leben zugleich Sterben und Sterben Leben – ein ständiger Prozess. Ich möchte bewußt und mit Leichtigkeit Platz machen können für neues Leben.

Und dann?

Werde ich immer noch im „Hier-Jetzt“ geborgen sein. Nur werde ich keinen Mund haben, davon zu berichten.

Was ist Ihre größte Schwäche bzw. Ihr größter Fehler?

Mir fällt es manchmal schwer, jemand eine Bitte abzuschlagen und „Nein“ zu sagen.

Was ist Ihre Strategie dagegen?

In jedem „Ja“ steckt immer auch ein „Nein“ zu anderen Lebensmöglichkeiten. Wenn ich mich daran erinnere, fällt es mir leichter, mich mit einem „Nein“ kraftvoll für meine Bedürfnisse einzusetzen.

Was machen Sie in Ihren Mußestunden?

Lieben, Tanzen, Lesen, Kalligraphieren, mit meinen Kindern und Enkeln sein.

Welche Vision haben Sie für die nächsten zehn Jahre?

Es beginnt das Zeitalter von Weisheit und Mitgefühl - Mitgefühl mit der Erde und all ihren Geschöpfen. Empathie ist weltweit Unterrichtsfach. Waffen sind überflüssig.

Was sind für Sie die wichtigsten Projekte für dieses Jahr?

Ein paar wichtige Erfahrungen und Anekdoten meines Lebens für meine Kinder und Freunde aufzuschreiben. Die Gemeinschaft, in der ich seit 35 Jahren lebe, in ihrem Verjüngungs- und Erneuerungsprozess zu begleiten.

Foto(s): © Dirk Wehmeyer

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