
Mut. Für manche mag das ein Gefühl sein, eine Tugend oder eine Charaktereigenschaft. Für mich ist Mut ein BewusstseinsZustand. Und wenn ich tief in mich hineinlausche, so ist es der erstrebenswerteste von allen.
Das mag seltsam klingen, wo es doch Bewusstseinszustände gibt wie jene der Erleuchtung. Nun, Mut ist das Fundament. Mut ist der Boden, auf dem wir ein gut gelebtes, erfülltes Leben aufsetzen können. Doch noch genauer betrachtet ist Mut ein Grenzbereich in unserer inneren Landschaft.
Wenn wir diese innere Landschaft zur plastischen Darstellung in zwei große Bereiche aufteilen, so finden wir auf der einen Seite Angst und auf der anderen Seite Liebe. Die Seite der Angst will ich Angstland nennen; die Seite der Liebe ist für uns als Menschheit so unbekannt, dass ich von NeuLand spreche. Denn wirklich liebevoll, also voller Liebe, gehen wir kollektiv als Menschheit nicht miteinander um. Einzelne Menschen mögen Ausnahmen sein – und Vorboten für etwas Neues.
Mut ist – wie gesagt – der Grenzbereich, der in beide Zonen hineinragt und somit auch eine Brücke bildet. Das schauen wir uns nun genauer an.
Angst - Masken und Facetten
Angst ist nicht gleich Angst. Angst hat viele Facetten und reicht von Scham und Schuld bis hin zu Wut, Eifersucht, Hass, Gier und Stolz.
Angst ist sehr subtil und so intim in unser inneres Klima eingenistet, dass manche ihre Angst gar nicht wahrnehmen. Denn … sie haben sich daran gewöhnt! Menschen, die im inneren Klima der Angst leben, erleben sich als Opfer. Als Opfer der Umstände, des Schicksals, der familiären Dramatik, der gesellschaftlichen und sozialen Strukturen – oder von was auch immer.
Diese Opferhaltung ist selten bewusst. Meist wird einfach unreflektiert ein größeres Schicksal herangezogen, und die eigene Gestaltungskraft beschränkt sich darauf, sich mit den Gegebenheiten des Alltags so gut es geht zu arrangieren. 80 % der Menschen leben in einem inneren Klima der Angst. Diese Zahl liefert uns die solide, auf Daten gestützte Bewusstseinsforschung über die inneren Zustände der Menschheit. Das ist erschütternd, nicht wahr?
Mut - zwei Seiten einer Brücke
Mut ist der Sockel, das Fundament, der Boden, auf dem ein gut gelebtes, gedeihendes, erfülltes Leben aufbaut. So verstanden ist Mut jener Bewusstseins-Zustand, der einer Brücke gleicht.
Auf der einen Seite dieser Brücke ist Mut der BewusstseinsZustand, der uns befähigt, in dieses nebulöse Angstgebilde fühlend und denkend einzutauchen, um es zu durchdringen und aufzulösen. Mit „auflösen“ meine ich, die Angst in uns fühlend zu erlösen.
Ohne Mut ist das nicht möglich. Ohne Mut bleiben die Menschen, wo sie sind. Sie träumen zwar, sie jammern, klagen, weisen auf Möglichkeiten hin, doch … sie durchbrechen die innere Schranke nicht. Sie transformieren sich nicht. Das gilt für 80 % der Menschheit.
Auf der anderen Seite unserer Mut-Brücke sind die lichten Gefilde höherer BewusstseinsZustände wie die Klarheit der Vernunft, die Liebe des Herzens, der Frieden der Stille, die Freude und die Dankbarkeit. Mut führt uns in das Land der Kreativität und liefert uns die Kraft, das Unkonventionelle zu denken und zu tun und das Unbekannte mutig bekannt zu machen. Zumindest für uns selbst.
Mut ist nicht Furchtlosigkeit. „Mut haben“ bedeutet, die Angst in sich wahrzunehmen, doch sich nicht von ihr beherrschen zu lassen. Wenn wir so leben, so „macht das uns und anderen Mut“. Und es braucht Mut, um aufzustehen und dem kriegerischen Wahnsinn weltweit ein Ende zu machen, indem wir das Licht der Liebe und das Leuchten der Freude leben. Mutige Menschen sind die Fackeln jener Neuen Zeit, deren Leuchtfeuer wir als Boten einer erwachenden Menschheit sehen können.
Karl Gamper
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