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Wer meditiert gewinnt

Die Meditation ist mehr als eine gute Sache – sie ist das Beste, was wir überhaupt für uns tun können. Sie ist der sicherste und einfachste Weg zu einem rundum erfüllten Leben.

Was hat es eigentlich für einen Sinn zu meditieren? Gewöhnlich werden dafür zwei Gründe angeführt. Der erste ist religiös-spiritueller Natur, und der zweite hängt mit den Wirkungen zusammen, die wir uns davon versprechen. Denn auf der einen Seite heißt es, dass Meditation der einzige Weg ist, um zu Gott zurück zu gelangen. Und auf der anderen Seite soll sie uns Glück und Zufriedenheit bringen. Und manchmal wird sie geradezu angepriesen als Allheilmittel für sämtliche Lebensprobleme. Welchen Zwecken aber dient sie wirklich?

Karma abbauen

Erstens hilft uns die Meditation, das Karma abzutragen, das wir in vergangenen Lebensläufen angehäuft haben. Diese Behauptung mag schwer zu glauben sein, denn wie soll das gehen? Tatsächlich aber gelangen wir durch die Meditation zu einer inneren Haltung, die es uns erlaubt, das Leid und die Schwierigkeiten anzunehmen, die wir als Folge unserer früheren Handlungen zu durchleben haben. Es kann zum Beispiel Situationen geben, wo wir uns verzweifelt fragen: „Warum gerade ich?“, weil wir einfach nicht verstehen können, wie dieses oder jenes Unglück ausgerechnet uns ereilen konnte. In solchen Fällen kann es sein, dass wir in der Meditation die Ursache dafür erfahren. Dann erkennen wir, dass unsere gegenwärtigen Lebensumstände das Ergebnis unserer eigenen früheren Handlungen sind, und können sie akzeptieren, ohne weiter mit unserem Schicksal zu hadern.

Das Meditieren lohnt sich aber noch aus einem zweiten wichtigen Grund. Es sorgt nämlich dafür, dass sich keine neuen karmisch bindenden Eindrücke in unserer Seele ansammeln, während die alten abgewickelt werden. Denn beim Meditieren lernen wir, über unsere Sinnes-, Gefühls- und Verstandesregungen hinauszugehen und unsere Aufmerksamkeit jenseits davon am Dritten Auge zu sammeln – und zu halten. Dann bleiben wir bei allem, was uns im Leben begegnet, innerlich gelöst und können den karmischen Rückwirkungen unserer früheren Handlungen mit Gleichmut gegenübertreten. Das erspart uns viele neue Verwicklungen. Wenn auf diesem Wege jeden Augenblick unseres Lebens alte Karmas ausgeglichen werden und parallel dazu verhindert wird, dass neue „nachwachsen“, nehmen unsere karmischen Altlasten kontinuierlich ab. Damit verringern sich natürlich auch unsere Probleme, so dass unser Leben stetig leichter und friedvoller wird.

Außerdem fördert die Meditation unsere Bereitschaft, uns auf den Willen Gottes abzustimmen. Auch dies trägt dazu bei, den Zustrom neuer Karmas zu unterbinden, weil wir dann nicht mehr negativ auf das reagieren, was das Leben uns bringt.

Zufriedener leben

Die Meditation dient auch dazu, uns auf künftige Ereignisse vorzubereiten: Gleichzeitig mit den Geschehnissen wird uns von innen die Erkenntnis mitgeteilt, dass sie im Einklang mit dem Willen Gottes stehen, und darum fällt es uns nicht schwer, sie zu akzeptieren. Wenn wir diese Überzeugung auch nur ein einziges Mal im Leben gewonnen haben, wird sie uns zur ständigen Gewissheit. Dann kann uns kein Leid der Welt mehr etwas anhaben, da wir es als göttliche Fügung betrachten.

Und wenn wir uns bewusst sind, dass die Menschen, mit denen wir es im Leben zu tun bekommen, nicht dazu da sind, um unseren Wünschen zu entsprechen, sondern um Gottes Willen (an uns und in unserer gemeinsamen Welt) zu erfüllen, dann entwickeln sich unsere Beziehungen harmonischer. Wenn es zum Beispiel unser Schicksal ist, einen Unfall zu erleiden, der durch den Fehler eines anderen Menschen passiert, dann legen wir ihm das nicht zur Last, sondern können uns vielmehr darüber freuen, dass wir durch sein Wirken ein weiteres Kapitel unseres Karmas abschließen konnten. Diese Haltung stellt sich natürlich nicht von heute auf morgen ein, sondern entwickelt sich mit der Zeit und in dem Maße, wie wir in der Meditation vorankommen.

Eingebungen empfangen

Viele Menschen machen sich heute das Leben schwer, weil sie glauben, sie müssten ständig für alle Eventualitäten gerüstet sein. Jesus sagte einmal zu seinen Jüngern: „Macht euch, wenn sie euch vor Gericht bringen, keine Gedanken darüber, was ihr tun oder sagen sollt. All dies wird euch genau im richtigen Augenblick eingegeben“ (vgl. Lukas 12,12). Wir müssen also nicht immer auf alles und jedes vorbereitet sein. Sofern wir durch regelmäßige Meditation einen „guten Draht“ zu Gott pflegen, wird Gott dafür sorgen, dass wir im richtigen Augenblick das Richtige tun, indem er uns die nötige Eingebung schickt.

Solche Eingebungen haben den Vorteil, dass man sie weder aus Nachlässigkeit ignorieren noch bewusst missachten kann. Denn die Weisungen, die uns im Innern – ob in der Meditation oder außerhalb – zuteilwerden, vermitteln uns zugleich die Einsicht, dass es richtig ist, ihnen zu folgen.

Rechtes Wissen entwickeln

Das Wissen und die Einsicht, die uns in der Meditation – in der Kommunion mit Gott – offenbart werden, sind vollkommen, und zwar weil sie von Gott stammen. Tatsächlich dient die Meditation unter anderem dazu, uns von den engen Grenzen des Verstandes zu befreien und stattdessen für die allumfassende Weisheit Gottes empfänglich zu machen. In der Bibel heißt es: „Die Weisung des Herrn ist vollkommen. Sie macht den Einfältigen weise und stellt die Seele wieder her“ (Psalm 19,8). In diesem Sinne bereitet uns die Meditation darauf vor, unser intellektuell erworbenes Wissen zugunsten der göttlichen Weisheit zurückzustellen.

Wie wir alle wissen, arbeitet unser Verstand keineswegs immer fehlerfrei, da sein Wissenshorizont sehr beschränkt ist. Gottes Weisheit aber kann nicht irren, denn sie überblickt nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart und die Zukunft. Das Wissen, das wir durch sie erhalten, ist daher in jeder Hinsicht richtig.

Durch die Meditation erhalten wir Zugang zu dieser unfehlbaren göttlichen Weisheit, die immer zu unserem Besten wirkt. In der Bhagavad Gita heißt es: „Yoga ist Vollkommenheit in Wissen und Handeln.“ Das Wort „Yoga“ bezeichnet den Zustand, in dem die Seele mit Gott verbunden ist – so wie es in der Meditation der Fall ist. Das bedeutet, dass wir auf dem Wege der Meditation die Fähigkeit zu rechtem Wissen und Handeln entwickeln. Denn erstens fließt dabei göttliche Weisheit in uns ein, und zweitens weisen uns die Offenbarungen oder göttlichen Mitteilungen immer den richtigen Weg.

Sollte es doch einmal vorkommen, dass wir solche Eingebungen mit eigenen Vorstellungen vermengen, dann wird uns der spirituelle Lehrer, der uns in die Meditation eingewiesen hat, darin bestärken, unserer inneren Weisheit zu folgen. Bei Bedarf sollten wir seinen Rat suchen, damit er uns helfen kann, die Irrtümer zu klären, die uns bei der Deutung unserer inneren Eingebungen unterlaufen können. So können wir zusätzlich zu der inneren Führung, die wir auf dem Weg der Meditation erhalten, äußere Führung in Anspruch nehmen. (Das gibt uns auch Gelegenheit, mehr über unseren Lehrer zu erfahren.)

Vorwärts gehen

Auf dem Weg der Meditation gelangen wir noch in diesem Leben geradewegs zu Gott. Denn die Meditation ist die kürzeste Verbindung zwischen Seele und Gott und bringt uns ohne Umwege direkt ans Ziel. Wir brauchen nicht erst nach Bethlehem oder an den Ganges zu pilgern oder irgendwelche anderen heiligen Stätten aufzusuchen. Gott wohnt bereits in uns, in diesem Körper, der sein Tempel ist, und genau dort können wir ihm auch begegnen.

Außerdem ist die Meditation ein Weg, der leicht zu gehen ist, weil wir so gut wie kein „Gepäck“ für die Reise benötigen: Rosenkranz und alle anderen Ritualgegenstände können wir getrost zu Hause lassen, äußere Kennzeichen wie Gewänder und Symbole werden nicht gebraucht, und es ist auch nicht nötig, irgendwelche ausgeklügelten Ernährungsvorschriften zu befolgen. Wir können einfach meditieren, so wie wir gerade sind, an jedem Ort und zu jeder Zeit. Ab einem bestimmten Stadium brauchen wir nicht einmal mehr ans Meditieren zu denken, weil wir dann so fortgeschritten sind, dass sich dieser Zustand ganz von selbst einstellt, genauso wie die Eingebungen, die ihn begleiten.

Der Weg der Meditation ist aber nicht nur gerade, weil er keine Umwege kennt, er ist auch schmal wie eine Einbahnstraße, die nur in eine Richtung führt. Das bedeutet, dass die Fortschritte, die wir machen, unumkehrbar sind und dass wir uns nur vorwärts bewegen können – bis wir am Ende der Reise ganz mit Gott verschmelzen und nicht wieder in diese Welt zurückkehren müssen. Das ist mit Befreiung, Moksha oder Erlösung gemeint.

Tatsächlich ist die Meditation so wichtig, dass sie nicht bloß gut für uns ist, sondern das Beste, was wir überhaupt für uns tun können, weil die göttlichen Mitteilungen und Offenbarungen, die wir durch sie erhalten, genau auf unsere individuellen Erfordernisse abgestimmt sind. Und je mehr Bedürfnisse uns erfüllt werden, desto zufriedener und harmonischer können wir leben.

 Soami Divyanand

Soami Divyanand (1932-2014), Meister des Surat-Shabd-Yoga, lehrte mehr als 35 Jahre lang den Pfad des inneren Lichtes und Klangs. Veden-Übersetzer und Autor zahlreicher Bücher.

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FOTO: gettyimages

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