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Geben macht Glücklich

Glück ist nicht eine Frage von Work-LifeBalance, sondern eine spirituelle Aufgabe. Es geht letztlich um Liebe…

Alle Meister, die in die Welt gekommen sind, bringen die Religion der Liebe. Sie sagen, dass es einen Urheber dieser ganzen Schöpfung gibt, dass Er die ganze Schöpfung überwacht und dass die gleiche Kraft euch in eurem Körper überwacht. Gott ist Liebe. Unsere Seele ist vom selben Wesen wie Gott – ihr ist Liebe angeboren –, und der Weg zurück zu Gott geht auch über die Liebe. In der Bibel steht dasselbe: „Liebe den Herrn, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit all deiner Kraft und mit deinem ganzen Gemüt.“ Und als Zweites folgt daraus: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Nicht nur der Prophet Moses und Jesus Christus, sondern alle Meister haben dasselbe gesagt.

Woran das Herz hängt

Wir sind also bewusste Wesen, und deshalb müssen wir alles Bewusstsein lieben. Die Haupteigenschaft der Liebe liegt darin, dass wir uns mit dem Gegenstand unserer Liebe verbinden und vereinen, ganz gleich, was es ist, woran unsere Liebe gebunden ist. So müssen wir als bewusste Wesen unsere Liebe an Gott als All-Bewusstsein binden; aber stattdessen sind wir an die ganze äußere grobstoffliche Welt gebunden. Das nennt man Verhaftetsein.

Die Weisen in allen spirituellen Traditionen sagen uns, dass die Inkarnation in einem menschlichen Körper den höchsten Rang in der ganzen Schöpfung hat und dass es das höchste Ziel auf der ganzen Welt ist, Gott zu erkennen. Solange man auf Erden lebt, untersteht man dem Gesetz von Ursache und Wirkung: Woran auch immer wir gebunden sind, dorthin zieht es uns, dorthin müssen wir gehen, und deshalb sind wir immer wieder auf die Erde zurückgekommen. Wenn wir echte Liebe für Gott hätten, wären wir bereits zu Gott zurückgekehrt, nachdem wir den Körper verlassen haben. Wir müssen also die Liebe noch in diesem irdischen Leben entwickeln und vervollkommnen. Wenn ihr echte Liebe zu Gott habt, werdet ihr nach dem Tod natürlich dort hingehen, wo ihr gebunden seid – zu Ihm. Wenn wir aber mit unseren Gedanken und Wünschen an die äußere, materielle Welt gebunden sind, werden wir immer wieder in diese zurückkommen müssen.

So sagen uns die Meister, jeder natürlich in seiner eigenen Sprache: Liebt Gott. Wer immer Liebe hat, kann Gott erkennen.

Geben und mit anderen teilen

Liebe heißt anderen dienen, Liebe heißt anderen zuliebe verzichten und Opfer bringen. Liebe kennt keine Last. Wo Liebe ist, gibt es keine Last. Wir müssen also Gott lieben, und Gott wohnt in jedem Herzen, denn wir sind alle vom selben Wesen wie Gott – wir alle sind Brüder und Schwestern in Gott. Wenn ihr die Liebe in eurem Familienleben hochhaltet, wird unter euch Frieden herrschen; wenn ihr sie in eurer Gesellschaft wirken lasst, wird dort Frieden sein; wenn ihr ein Gramm Liebe für euer Land gebt, wird es Frieden im Land geben. Liebe ist das Heilmittel für alles Übel.

Liebe kennt Geben und Teilen. Gott selbst ist der Geber – es gehört zu Seinem Wesen, dass Er gibt. Wenn wir also Liebe haben, werden auch wir anderen nach bestem Vermögen geben von dem, was uns gegeben worden ist.

Andere glücklich machen

Wenn ihr andere glücklich macht, werdet ihr selbst glücklich sein. Wenn ihr andere unglücklich macht, dann werdet ihr unweigerlich selbst Unglück erleben.

Es geschah einmal, dass Lord Vishnu, der den erhaltenden Aspekt Gottes personifiziert, alle Engel und derartige Wesenheiten zu einem Festmahl lud. Er bat sie zu Tisch, und sie setzten sich alle in Reihen gegenüber. Dann sagte Vishnu: „Liebe Freunde, das alles ist für euch, esst nach Herzenslust. Aber es gibt eine Bedingung: Beugt eure Arme nicht!“ Jene, die nur Dschinns oder Dämonen, oder wie man sie auch nennen mag, waren, dachten: „Das ist merkwürdig! Wenn wir unsere Arme nicht beugen, wie können wir dann Nahrung zu uns nehmen?“ Sie dachten lange darüber nach, aber sie fanden keine Lösung für das Rätsel. So kamen sie zum Schluss: „Lord Vishnu macht sich über uns lustig.“ Sie weigerten sich, etwas zu essen, und verließen voller Unwillen den Ort. Doch die Engel, die dort saßen, sagten: „Das sind die Worte von Lord Vishnu; es muss eine Bedeutung dahinterstecken, etwas, das wir nicht verstehen.“ Nach ruhiger Überlegung kam ihnen in den Sinn: „Wir können uns gegenseitig zu essen geben!“ Es war also sehr einfach. Und alle aßen, so wie sie angewiesen wurden.

Was soll das alles heißen? Wenn wir andere glücklich machen, werden auch wir glücklich. Wenn wir andere in eine üble Lage bringen, werden auch wir in eine üble Lage gebracht. Wenn wir also glücklich sein wollen, müssen wir andere glücklich machen.

Einmal betete ein Ergebener zu Gott: „Ich bitte dich, o Herr: Komm in mein Haus, bitte besuche mein Heim.“ Und Gott versprach: „Ich werde kommen, zu dem und dem Zeitpunkt.“ Der Ergebene traf alle Vorbereitungen, reinigte sein Haus und schmückte es mit Blumen und legte saubere Kleider an. Er setzte sich an die Tür und wartete auf Gott. Vom frühen Morgen bis zum Abend saß er dort, aber der Einzige, der vorbeikam, war ein alter Mann, der nicht einmal richtig laufen konnte. Der alte Mann sagte: „Ich habe Hunger, gib mir etwas zu essen – einen halben Laib Brot, bitte, gib mir etwas!“ Niemand hörte auf ihn, also ging er weiter. In dieser Nacht sagte der Ergebene zu Gott: „Siehe, du hast es versprochen, aber du bist nicht gekommen. Dabei hatte ich alles für dich vorbereitet!“ Und Gott sagte: „Ich bin doch gekommen, aber du wolltest mir nicht einmal einen halben Laib Brot geben.“

Gott wohnt in jedem Herzen, kein Herz ist ohne Ihn. Wenn wir anderen geben, werden wir glücklich sein. Aber wir wollen alles für uns selbst behalten. Schlussendlich will jeder alles für sich selbst haben. Das ist Verhaftetsein – und die Folge davon? Elend. Alle sind unglücklich. Gebt also jenen, die hungrig sind, etwas zu essen; wenn sie durstig sind, gebt ihnen etwas zu trinken; wenn sie nicht auf eigenen Beinen stehen können, dann helft ihnen, auf eigenen Beinen zu stehen. Es wäre gut. Wenn es für euch gut ist, sollte es dann nicht auch für andere gut sein?

Das Licht erstrahlen lassen

Gott ist Licht, und Er wohnt in jedem Herzen. „So schauet darauf, dass nicht das Licht in dir Finsternis sei“, sagte Jesus Christus (Lukas 11.35). Jedes Haus, in dem das Licht leuchtet, sieht sehr schön aus, nicht wahr? Aber wenn kein Licht im Haus leuchtet und es dunkel ist, was dann? Jene Körper, in denen das Licht strahlt, in denen die verdunkelnden Schleier abgeworfen wurden und das Licht erstrahlt (denn es ist von Natur aus schon dort, jedoch verdeckt), sind schön. Der Körper und das Gesicht einer solchen Menschenseele werden schön. Die Meister sagen: „Das Gesicht ist schön, in dem Gott erstrahlt.“ Dieses göttliche Licht strahlt aus den Augen. Was innen ist, wird durch die Augen sichtbar. Ist im Innern des Menschen Finsternis, wird sich Finsternis im Gesicht zeigen. Ist im Innern Licht, dann werdet ihr natürlich Licht in seinen Augen sehen.

Wenn das lebendige Licht in mir ist, wird es natürlich ausstrahlen und sich auf andere ergießen. Wer ist also lebendig auf der Welt? Die Meister sagen: „Nur der lebt, in dem das Licht Gottes strahlt.“ Alle anderen sind tot. Das ist die Definition des Lebendigseins in der Terminologie der Heiligen. Das Licht Gottes ist schon da in euch, in eurem Innern, es ist nur überdeckt. Man braucht das Licht nicht erneut anzumachen, seht ihr? Werft einfach die Hüllen, die das Licht verdecken, ab. Das ist nur möglich, wenn wir unsere Aufmerksamkeit von außen zurückziehen und nach innen wenden. „Klopft innen an.“ Lenkt eure ganze Aufmerksamkeit auf das, was euren Körper belebt, auf das, was ihr seid. Es ist euer eigenes Bewusstsein, das euch die ganze Welt ringsum sehen lässt. Wenn ihr eure Aufmerksamkeit von den Dingen der Sinneswelt zurückzieht, werdet ihr direkt mit dem göttlichen Licht in Verbindung kommen.

Liebe ist der Weg

Worauf bezieht sich also unsere Liebe? Muslime haben das Licht Gottes gesehen; auch Christus hat das Licht Gottes gesehen. Ihr könnt jeder spirituellen Gemeinschaft angehören, aber „schauet darauf, dass nicht das Licht in euch Finsternis sei“ – darauf kommt es an. Warum sehen wir nicht das Licht in uns? Weil unsere Liebe von der Welt draußen in Anspruch genommen wird. Wir müssen unsere Aufmerksamkeit lenken. Die Aufmerksamkeit ist der Ausdruck unserer Seele, deren Wesen die Liebe ist. Wenn unsere ganze Aufmerksamkeit nach innen gerichtet wird, findet sie Liebe. Deshalb sagen alle Meister: Liebt!

Wer also Liebe empfindet, hat Liebe für alle. Er wünscht allen Gutes. Liebt, und alle Dinge werden euch zufallen. Unser Zuhause, die Gemeinschaft, alle werden glücklich sein. Da wir Menschen sind, müssen wir uns dem Menschen zuwenden. Alle Religionsgemeinschaften sind Geistesschulen, denen der Mensch angehört, um ein vollkommener Mensch zu werden. Seinem Wesen nach ist der Mensch vollkommen, aber er muss das verwirklichen. Diese Vorbereitung wird geschehen, wenn ihr Gott liebt. Wenn ihr Liebe ausstrahlt, werden euch selbst die Vögel lieben, auch die Schlangen werden euch lieben ... Tut es und seht selbst.

 Kirpal Singh

Sant Kirpal Singh (1894-1974) wirkte seit 1948 als spiritueller Meister. Auf seinen Vortragsreisen und als langjähriger Präsident der „Weltgemeinschaft der Religionen“ erwarb er sich in Ost und West große Achtung und Sympathie.

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FOTO: gettyimages

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