In den Tiefen der Seele liegt eine quelle der Weisheit und Kraft. Es lohnt sich, sie zu erschließen und ihr zu vertrauen.
Vertrauen in Gott, in das Höhere Selbst, ist ein sehr wichtiger Faktor, um im Leben Erfolg zu haben. Gottvertrauen ist wie eine Rüstung, denn es schützt uns vor Angriffen und negativen Einflüssen auf unserem Weg. Gottvertrauen führt uns sicher durch das Dickicht des Lebens: Es gibt uns die Weisheit, den richtigen Weg zu erkennen. Gottvertrauen ist wie ein treuer Freund, ein Gefährte, der immer bei uns ist und uns überall beisteht. Gottvertrauen ist eine Quelle von Energie, innerer Führung und Inspiration auf jedem Schritt.
Ständiger Zustrom
Nun fragt es sich, wie dieses Vertrauen in den göttlichen Beistand wirkt. Es wirkt ständig, und es wirkt intensiv, wann und wo immer wir Hilfe brauchen. Und wie genau hilft uns Gott, wenn wir uns ihm vertrauensvoll zuwenden?
Gott verströmt sich ständig, seine göttliche Kraft und Weisheit strömen der Seele in ihrem innersten Kern ständig zu; er teilt sich der Seele in einer Vielzahl von manifesten und nicht-manifesten Formen mit. Dieser Zustrom göttlicher Offenbarung gibt uns Energie und Inspiration, wodurch wir mit allen äußeren Schwierigkeiten und Hindernissen fertig werden können. Er gibt uns die rechte Weisheit, damit wir erkennen, was richtig ist und was wir tun sollten. Und er erreicht uns, wo auch immer wir sind. Wenn wir uns nach innen in das Innerste unserer Seele wenden, zapfen wir ihn gewissermaßen an und erhalten die Führung und Energie, die er überbringt.
Mit seiner unvergleichlichen Weisheit und Wirkmacht hilft uns dieser göttliche Offenbarungsstrom, wann immer wir Hilfe brauchen – und wir müssen nicht erst zu Gott um Hilfe beten. Im Gegenteil, Beten zeugt von einem Mangel an Gottvertrauen. Denn indem wir beten, meinen wir, Gott wisse nicht um unsere Not, also müssten wir es ihm sagen. Und allein aufgrund dieser Vorstellung, dass wir erst zu Gott beten müssen, um ihm unsere Schwierigkeiten mitzuteilen, entstehen in unserem Geist Misstrauen und Zweifel an Gott.
Auf den Kontakt kommt es an
Diese Mitteilungen Gottes strömen uns also immer – hier und jetzt – zu, aber nur wenn wir in Kontakt mit ihnen kommen, können wir sie bewusst wahrnehmen und ihre Botschaft erhalten. Dazu müssen wir aber unser „Empfangsgerät“ einschalten und auf die richtige „Wellenlänge“ einstellen. Wir müssen unsere Aufmerksamkeit direkt auf Gott in unserer Seele richten. Es sollte keine Kluft zwischen uns und Gott bestehen. Gott arbeitet mit uns und für uns und er bietet uns in allen Lebenslagen Führung; wir brauchen nur den direkten Kontakt herzustellen, um seine Botschaften zu empfangen.
Wenn es so einfach ist, dass Gottes Selbstmitteilungen uns stets zuströmen, man sich nach innen wendet und in Verbindung mit ihnen kommt – warum fehlt uns das? Weil wir den Kontakt zu dieser Quelle der weisen Führung im Innern nicht herstellen können. Warum nicht? Weil der Verstand uns mit seinen eigenwilligen Überlegungen davon abhält und uns in die Irre führt. Zuerst denken wir, dass wir uns selbst anstrengen sollten – warum sollten wir uns bei allem auf Gott verlassen? Dann denken wir an andere Menschen, die uns vielleicht helfen könnten, und übersehen dabei, dass andere Menschen uns nicht immer helfen wollen oder können, ja zuweilen benötigen sie selbst Hilfe. Am besten ist es also, dass wir für Hilfe allein auf Gott vertrauen und auf niemanden sonst. Gott wird die Lösung entweder im Innern auf der Seelenebene mitteilen oder im Außen durch eine „glückliche Fügung“ schaffen.
Es gibt noch einen anderen Weg, wie wir in Kontakt mit Gott treten und seinen Rat erhalten können, nämlich durch gottverwirklichte Menschen, durch Heilige. Schon immer und auf allen Kontinenten haben Menschen Heilige, Propheten und Gottmenschen aufgesucht, wenn sie Rat und Hilfe brauchten. Denn in ihnen, in dieser menschlichen Gestalt, ist die Gotteskraft vollumfänglich am Wirken. Deshalb wissen die Heiligen um unsere Schwierigkeiten, Zweifel und inneren Nöte, ohne dass wir ihnen unsere Lage bis ins letzte Detail schildern. Gerade, wenn wir seelisch derart aufgewühlt oder betrübt sind, dass wir uns nicht nach innen wenden und Gottes Weisung vernehmen können, ist die Begegnung mit einer*m Heiligen auf der physischen Ebene der leichtere Weg. Zudem geben uns solche direkten Begegnungen mit gottverwirklichten Menschen neuen Mut und Auftrieb und bestärken uns in unserem Glauben und Gottvertrauen.
Die Seelenverbindung pflegen
All diese Führung, die wir dank unseres Vertrauens in Gott erhalten, geschieht auf der Seelenebene, nicht im denkenden Verstand. Der krittelnde Verstand ist nie überzeugt von Gottes Weisheit. Die Intelligenz ist nie zufrieden mit den Lösungen, die Gott uns eingibt. Nur unsere Seele ist damit glücklich und zufrieden, und das spiegelt sich in unserem Herzen wider. Wenn du also in Schwierigkeiten steckst und göttliche Führung brauchst, wenn du dich von irgendeinem Hindernis blockiert fühlst und Inspiration willst, begib dich direkt zur allerbesten Quelle: Wende deine Aufmerksamkeit nach innen zu deinem Herzen, zu deiner Seele. Dort wirst du die Führung und Inspiration finden, und das wird dein Vertrauen stärken.
Am besten beginnt man den Tag, indem man sich spirituell in der Verbindung mit Gott auflädt. Übt man sich regelmäßig – täglich – darin, innerlich mit Gott in Kontakt zu sein, wird es zur Gewohnheit und dann fällt es einem leicht, diesen Kontakt herzustellen, wenn man in Schwierigkeiten ist. Regelmäßige Meditation ist ein unerlässlicher Faktor für den spirituellen Fortschritt.
Die Dinge positiv sehen
Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, das Vertrauen zu stärken: Betrachte die Dinge immer positiv. Es gibt zwei Arten, eine Sache zu betrachten: die eine ist positiv, die andere ist negativ. Angenommen, ein Glas Wasser ist zur Hälfte mit Wasser gefüllt. Die positive Sichtweise ist, dass es halb gefüllt ist, und die negative Sichtweise ist, dass es halb leer ist. Obwohl beide Sichtweisen das Gleiche feststellen, gibt es einen grundlegenden Unterschied im Denken, denn wenn du die Dinge positiv siehst, wird das dir Inspiration und Energie geben. Und wenn man negativ denkt, nur kritisch auf den Mangel schaut, dann verdirbt man sich die Freude über den Erfolg. Statt die Dinge als gut oder schlecht zu bewerten, sollten wir uns daher die Einstellung zu Eigen machen: So wie Gott es fügt, wird es letztlich gut sein, ob es uns in diesem Moment gefällt oder nicht. Denn wir wissen nicht, was in der Vergangenheit war oder was in Zukunft sein wird, und können daher den Lauf der Dinge nicht korrekt beurteilen.
Jede dunkle Wolke hat einen Silberstreifen. Nichts auf der Welt ist nur schlecht, nichts auf der Welt ist nur gut. Es liegt an unserer Intelligenz, ob wir etwas Schlechtes oder etwas Gutes darin erkennen können. Wenn du etwas Schlechtes an einer Sache findest, dann betrübt dich das und macht dich unglücklich. Und wenn du etwas Gutes darin erkennst, dann bist du glücklich und fühlst dich frei und entspannt.
Einmal schrieb ein Mann einen bitterbösen Brief an Mahatma Gandhi, eine zwei Seiten lange Schimpftirade auf dessen Politik. Er heftete die zwei Blätter mit einer Nadel zusammen und brachte den Brief persönlich zu Gandhi. Der nahm den Brief entgegen und las ihn. Mit einem Lächeln nahm Gandhi die Nadel aus dem Brief, zerriss das Papier und warf es weg. Der Mann sagte: „Oh, es waren so gute Hinweise dabei, willst du nicht etwas davon entnehmen und anwenden?“ Mahatma Gandhi hielt die Nadel hoch und sagte: "Das war das einzig Gute an dem Brief, und ich habe es entnommen.“
Du selbst bist es, deine eigene Intelligenz, deine eigene Art, über das Geschehen zu denken, ist es, was dich leiden lässt. Wie Buddha sagte: „Niemand auf der Welt kann dich unglücklich machen, außer du selbst.“ Wenn du wirklich Vertrauen in dich selbst – dein Höheres Selbst – hast, dann wirst du niemals unglücklich sein und unter den Umständen leiden. Und wenn du kein Vertrauen in dich selbst hast, kann dich niemand in dieser Welt glücklich machen. Also verlasse dich niemals auf den wankelmütigen Verstand, verlasse dich niemals auf andere Menschen, sondern habe Vertrauen in dich selbst, in dein Höheres Selbst. Halte dich nur an Gott und deine eigene Seele.
Die Macht des Vertrauens
Jesus Christus sagte: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr zu diesem Berg sagen: ‚Heb dich dorthin‘, so wird er sich dorthin bewegen; und euch wird nichts unmöglich sein.“ (Matthäus 17.20) So groß ist die Macht des Vertrauens.
Wenn du Vertrauen in dich selbst hast, strömt dir die Weisheit zu, um herausfordernde Situationen gut zu bestehen. Solches Selbstvertrauen führt letztlich zu Gottvertrauen. In dir liegen unvorstellbare Schätze göttlichen Reichtums – aber statt diese Schätze zu bergen, kämpfst du um kleine, nichtige Dinge in dieser Welt. Halte dich also daran, habe Vertrauen in dich, in den Gottmenschen und in Gott. Und dieses Vertrauen wird dich in deinem Leben erfolgreich machen.
Soami Divyanand
Soami Divyanand (1932–2014) lehrte 40 Jahre lang den Yoga der Seele, den Weg des inneren Lichts und Klangs. Er setzte sich für die interreligiöse Verständigung ein, hat zahlreiche Bücher verfasst und eine vollständige VedenÜbersetzung erstellt.