Magazin Visionen - Einfach. Besser. Leben.

Rainer Langhans

Rainer Langhans (am 19. Juni 1940 geboren) ist ein deutscher Autor, Filmemacher und Schauspieler, der vor allem für seine Mitgliedschaft in der Kommune 1 bekannt ist und zu den „68ern“ gezählt wird.

Welchen Beruf haben Sie ursprünglich gelernt oder ausgewählt oder ausgeübt?

Keinen. Ich hatte mich in Berlin für das Jurastudium und dann ein Psychologiestudium eingeschrieben.

In welchem Aufgabenbereich sind Sie derzeit tätig?

Weil ich keinen Beruf, keine direkte Tätigkeit ausübe, tue ich nichts oder auch alles, was ein Mensch tut, wenn er hier in diese Welt hineingeworfen wird. Ich lebe in einer Art Kommune, die aus Frauen besteht und deswegen Harem genannt wird.  Wir versuchen, uns zu lieben.

Wer oder was möchten Sie sein?

Ich möchte ein wirklicher Mensch sein, der eine direkte Verbindung mit Gott oder dem Meister hat und das die ganze Zeit lebt. Darum bemühe ich mich ständig. Leider bin ich nicht gerade gut darin, aber immerhin hat mir das z. B. ermöglicht, mit meinem Krebs umzugehen. 

Sind Sie Vegetarier, Flexitarier, Veganer?

Vegetarier, seit 1972. 

Welche drei menschlichen bzw. spirituellen Werte sind Ihnen wichtig?

Es gibt eigentlich nur einen und der ist auch alles, der nennt sich Liebe, allumfassende Liebe. Das ist Spiritualität. Wir sind eigentlich Liebe und merken es zu selten.

Was ist für Sie Glück?

Das Gleiche. Liebe in jedem Augenblick zu allem und allen.

Was wäre umgekehrt für Sie das größte Unglück?

Darüber denke ich nicht nach, das gibt es gar nicht. Es ist alles nur ein großes Glück, eine große Liebe.

Was bereitet Ihnen gegebenenfalls Sorgen in Bezug auf die Erde oder die Menschheit?

Dass wir uns selber umbringen mit dieser Art, wie wir nicht lieben, wie wir immer nur Krieg führen gegen die Natur, gegen uns selbst und uns damit – das begreifen wir ja inzwischen an der Klimafrage zumindest – letztlich selbst umbringen 

Sind Sie aktuell karitativ, ehrenamtlich oder selbstlos engagiert? Wenn ja, wie und wo?

Nicht organisiert. Nur für mich. Liebend und sterbend. 

Wann haben Sie angefangen, sich für Spiritualität zu interessieren?

Ich hatte sehr stark diese Erfahrung von 68 als ein spirituelles Erleben. Natürlich wussten wir nicht, was das ist, und haben damit irgendwie rumgemacht, so gut wir konnten. Das war Revolution machen, Sex, Drugs and Rock’n’Roll, also Bewußtseins - erweiterung. Also diese Form der Ekstase, die in unserer Welt möglich ist. Ich habe diese Erfahrung als eine Suche nach dem richtigen Leben gesehen. Denn dieses kurze 68er-Gefühl verschwand ja wieder, und das hat uns wirklich entsetzt, weil wir gesehen haben, so ist es richtig, und damit war die alte Welt für uns natürlich gestorben. So habe ich mich am Ende gefühlt, weil ich in der alten Welt nicht mehr leben konnte, nur noch in ihr sterben. Da fiel mir das Buch „Der Pfad der Meister“ von Julian Johnson in die Hand. Da erfuhr ich, dass es einen wahren Meister gibt, einen wirklichen Weg. Ich habe mich daraufhin auf die Suche gemacht und schließlich meinen Meister Kirpal Singh gefunden und mich initiieren lassen. Seitdem bin ich sein Schüler. Er hat mich erstmal verstehen lassen, was das überhaupt war, was uns damals mit dem 68erGefühl so überfallen hatte und auch, warum das wieder weggehen musste, und dass man sich auf die Suche begeben muss, um das wiederzufinden.

Meditieren Sie? Wie und seit wann?

Natürlich tue ich das, so gut ich kann, denn das ist das Sterben-Üben und Sterben-Lernen, um richtig zu leben, das ich durch meinen Meister Kirpal Singh kennengelernt hatte. Ohne das hätte ich gar nicht überlebt. Es ist tatsächlich mein Lebenselixier. 

Was bedeutet Gott für Sie?

Etwas, von dem ich nichts wusste und das ich auch lange Zeit für unsinnig hielt. Und als ich dann von Kirpal Singh eine gewisse innere Erfahrung bekam, in der Initiation und in den darauffolgenden Meditationen, da wurde das für mich konkreter – bis heute. Dieser mein Weg ist das Ziel.

Wie möchten Sie sterben?

Ich übe das täglich und kann sagen, es ist das Gleiche wie richtige Meditation. So bewusst wie möglich aus dem Körper herauszugehen und wieder in ihn zurückzukehren.

Was ist dann? Also nach dem Sterben?

Da das über den Verstand hinausgeht, über unser materielles Bewusstsein, ist es nicht beschreibbar: Es gibt keine Begriffe dafür, es ist jenseits all dessen und trotzdem ist es so viel mehr als all das, was der Verstand vermag. Auch ich kann darüber nur schweigen.

Haben Sie Schwächen und falls ja, wie würden Sie diese formulieren?

Ich bin ein ziemlicher Stümper auf diesem Weg, leider. Und das halte ich für eine Schwäche, die auch durch meinen Autismus sehr deutlich geworden ist. Aber Schwächen sind immer auch Ausgangspunkte einer Entwicklung. Man sieht vielleicht, dass man irgendwo nicht so richtig vorankommt, und wird sich dann umso mehr immer wieder bemühen. Ich nenne das vorwärts scheitern. Was ist Ihre Strategie dagegen? Unendliche Bemühungen.

Was machen Sie in Ihren Muße-Stunden?

Habe ich eigentlich gar nicht. Neben dem, was ich so täglich mache, und das besteht im Wesentlichen aus sozialen Kontakten, Lesen, Schreiben und Kommunizieren, versuche ich jeden freien Augenblick mit Meditation zu füllen.

Welche Visionen haben Sie für die nächsten zehn Jahre?

Keine. Denn ich werde weiter das tun, was ich immer tue. Ich habe immer wieder gesehen, dass, wenn man irgendwie voraus gedacht oder geplant hat, also Visionen hatte, es Unsinn ist, denn man sollte im Hier und Jetzt sein: Da ist alles drin. 

Was sind die wichtigsten Projekte in diesem Jahr?

Meistens kommen Leute und machen Vorschläge und ich sage zu, weil ich grundsätzlich mit jedem rede. Aber ich habe keine Projekte, keinerlei Vorstellungen oder Visionen von der näheren Zukunft. Das fällt mir alles zu und ich fühle mich im Grunde genommen wie eine Marionette, die von einem wirklichen Wesen – was Leute wohl Gott nennen – bewegt wird und jeden Augenblick schaut, was Er da mit ihr vorhat. Meistens bestaune oder begrüße ich das.

Gibt es eine allgemeingültige Wahrheit? Gibt es einen Schöpferplan? Gibt es höhere Werte über das Individuum hinaus, also eine Art Weltblick. Kann man da zu eine Antwort kommen?

Ja, ja, ja.

Foto(s): © Rainer Langhans

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