Die malerische Region Provence wartet abseits der Lavendelfelder und der mondänen Côte d’Azur noch mit ganz anderen Schätzen auf: versteckten Klöstern, wilder Natur und einem reichen spirituellen Erbe
Früh morgens scheint es, als würden die ersten Sonnenstrahlen des Tages des Mittelmeer in flüssiges Gold verwandeln. Ich steige auf die Fähre, die mich von Cannes zur Klosterinsel Saint-Honorat bringt. Langsam tuckern wir über das Wasser. Ich schaue auf das glitzernde Meer. Lausche dem rhythmischen Schlagen der Wellen gegen den Bug, dem Kreischen der Möwen und dem Flüstern des Windes. Als ich an Land gehe, umfängt mich eine Ruhe, wie ich sie selten erlebt habe. Und ich spüre, hier ist kein Platz für Eile, für Hektik.
Binnen kürzester Zeit ist der Alltag weit weg. Noch schlafen die Tagestouristen, die später für ein paar Stunden kommen werden, um das gerade mal 1.500 Meter lange und 400 Meter breite Inselchen zu umrunden. Jetzt ist es still. Nur das Knirschen meiner Schritte auf dem schmalen Kiesweg begleitet mich, als ich das ehrwürdige Kloster aus dem 11. Jahrhundert mit seinen dicken Mauern und der angeschlossenen Kirche erreiche.
Tina Engler