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Buddha Glücksregeln

Sinn und Ziel eines spirituellen Lebens ist es, dauerhaft glücklich zu sein. Buddha beschreibt zentrale Bausteine des Glücks.

Vom Glück dauerhaft glücklich zu sein
Warum entscheidet man sich für den spirituellen Weg oder eine bestimmte Religion? Es ist die Sehnsucht nach Erlösung oder Befreiung, die uns dazu bringt. Wir haben den Wunsch, von allem Unglück und Leiden frei zu sein. Und das ist die Bedeutung des Wortes „nirvana“ im Buddhismus: ein Zustand, in dem alles Leiden und alle Ursachen des Leidens erloschen sind. Spiritualität dient nur diesem einen Zweck, der Befreiung von Leid.

Das größte Leid, das größte Unglück ist unser Gefangensein im Kreislauf von Tod und Wiedergeburt. Das fängt schon im Mutterleib und mit den Schmerzen der Geburt an. Auch das Sterben bedeutet für uns Schmerz und Leiden. Diese Abfolge von Geburt und Tod geht wie im Kreis endlos weiter. So sind wir seit Anbeginn der Welt tausend- und millionenfach in diesem Kreislauf geboren worden und gestorben.

Unser ganzes Leben lang haben wir es in dieser Welt mit vielfältigem Leiden und Unglück zu tun – von der Schule über das Berufsleben, aufgrund von Krankheit, dem Umfeld, der Lebenssituation, sogar der eigenen Gedanken- und Gefühlswelt. Und das Leid vermehrt sich mit der Zeit. Natürlich hat Gott es so eingerichtet, dass es zwischendurch auch glückliche Zeiten gibt, in denen wir zufrieden sind, so dass wir den Zustand des Leidens besser ertragen können.

Freude und Glückseligkeit
Bei genauerer Betrachtung stellen wir fest, dass wir in Phasen des Glücks und der Zufriedenheit das Leid von gestern vergessen. Woher kommt dieser momentane Zustand von Zufriedenheit oder Glück?

In dem Moment, da wir unsere Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand in dieser materiellen Welt richten und daran Freude und Gefallen finden, meinen wir, zufrieden und glücklich zu sein. Aber leider hält dies nicht lange an. Denn wir sind nur so lange glücklich, wie wir unsere Aufmerksamkeit darauf gerichtet halten. Sobald unsere Aufmerksamkeit aus irgendeinem Grund gestört oder abgelenkt wird, empfinden wir das Glück gar nicht mehr. Da sich alles in der materiellen Welt ständig verändert, ist es für uns Menschen gar nicht möglich, unsere Aufmerksamkeit über längere Zeit auf eine bestimmte Sache zu konzentrieren. Und deshalb ist immerwährendes Glück nicht möglich. Ich möchte hier betonen, dass das Glück nicht in den materiellen Dingen liegt, sondern in der Aufmerksamkeit, die wir auf diese Dinge richten.

Wir müssen in Zusammenhang mit Glück zwei Begriffe unterscheiden: Zum einen gibt es die Freude, die wir durch materielle Dinge empfinden, aber dieses Vergnügen ist sehr kurzlebig. Das andere ist die Glückseligkeit, die länger andauert und für immer bei uns ist. Diese Glückseligkeit kommt von Gott, denn Gott ist ewig und unwandelbar. Empfundene Glückseligkeit bleibt dauerhaft bei uns und verändert sich nicht.

Ethisch leben
Gautama Buddha hat die Grundlagen erklärt, wie wir in dieser Welt dauerhaft glücklich werden können. Im Dhammapada finden sich wichtige Leitlinien zum Erlangen von Glückseligkeit (Pali: sukha).

In Vers 333 heißt es: „Tugend (sila), die bis ans Lebensende dauert, ist Glückseligkeit...“ Nehmen wir z. B. an, wir pflegen die Tugend der Wahrhaftigkeit ununterbrochen bis ans Ende unserer Tage, so erfüllt uns das mit einer bestimmten Art von Glückseligkeit. Alle Tugenden, die wir kompromisslos und dauerhaft einhalten, verleihen uns Glückseligkeit. Wenn man Glückseligkeit erfahren will, ist es notwendig, den einmal eingeschlagenen spirituellen Weg beständig und zielgerichtet fortzusetzen; wenn man dauernd die Richtung wechselt und Kompromisse eingeht, kommt man nicht voran.

Die unveränderliche Glückseligkeit, die wir auf dieser Basis erleben können, strömt uns von Gott zu. Sie ist eine göttliche Offenbarungsform. Indem wir ohne Unterlass tugendhaft leben, können wir solche göttliche Glückseligkeit erfahren. Aber sie wird getrübt, sobald wir uns aufgrund von egoistischen Überlegungen gegen das ethisch richtige Verhalten entscheiden.

Festes Vertrauen
Als zweites sagt Buddha in diesem Vers: „Festes Vertrauen ist Glückseligkeit…“ Wenn unser Glaube an Gott felsenfest und unerschütterlich ist, sind wir glücklich, und nichts kann unser Glück stören. Mag sein, dass wir zuzeiten in Schwierigkeiten sind, aber wir lassen uns davon nicht beirren, sondern vertrauen auf Gott. Dieses Vertrauen wird genährt und bestärkt, wenn wir göttliche Mitteilungen und Offenbarungen in Bezug auf Vergangenes und Zukünftiges erhalten, und das festigt uns wiederum in unseren Entscheidungen.

Weisheit erlangen
Als drittes sagt Buddha hier: „Das Erlangen von Weisheit ist Glückseligkeit…“ Wenn wir Weisheit erwerben, empfangen wir auch Glückseligkeit. Diese Weisheit erlangen wir, wenn wir uns nach innen wenden und mit Gott in Verbindung treten. Wovon auch jeweils gesprochen wird – ob von Vertrauen oder Weisheit –, Glückseligkeit hat immer ihren Ursprung in Gott und wird uns in der Verbindung mit ihm zuteil. Ohne Weisheit stecken wir dauernd in Schwierigkeiten und können nicht glücklich sein. Logik, Diskussionen, Argumente und unser Verstand führen eigentlich nur dazu, dass wir in unseren Entscheidungen ständig schwanken. Weisheit hingegen ist vollkommen und unwandelbar, weil sie von Gott ausgeht. Sie ermöglicht uns auch, Phasen der Unzufriedenheit und des Unglücklich-Seins gelassen zu ertragen dank der Einsicht: Das ist nur ein Zustand, in dem wir altes Karma abtragen müssen. Und indem wir das karmisch bedingte Leiden durchstehen, gewinnen wir unterm Strich an Glückseligkeit.

Das Wichtigste aber ist, dass Gottes Weisheit uns in Zeiten der Not führt und leitet. Wir empfangen sie dann, wenn wir sie am meisten brauchen. Gottes Weisheit ist also auch eine Art von Glückseligkeit.

Nichts Böses tun
Als viertes erklärt Buddha in diesem Vers: „Nichts Böses (Pali, Sanskrit: papa) zu tun ist Glückseligkeit.“ Böse oder unheilsam sind alle Handlungen, die uns an materielle Güter binden und uns von Gott weg führen. Das Wort „papa“ – Böses, Sünde – bezeichnet nicht etwas Bestimmtes, das uns Freude bereitet oder das uns Leiden beschert, sondern alles was uns von Gott entfernt, weil es uns an die Dinge in dieser Welt bindet. Es mag sein, dass wir jetzt Freude wegen einer Sache empfinden, aber daraus kann Bindung entstehen, was neue Wünsche weckt, so dass wir im Ergebnis wieder leiden.

Wie können wir uns vor dieser unheilsamen Bindung beim Handeln hüten? Indem wir unsere Aufmerksamkeit nicht auf die Ergebnisse unseres Handelns heften. Das ist aber nur möglich, wenn wir unsere Aufmerksamkeit nach innen lenken und auf Gott hinter dem Dritten Auge richten. Die Heiligen haben uns eine sehr einfache Regel gegeben: Habt eure Hände bei der Arbeit und eure Aufmerksamkeit bei Gott. Nun mag jemand denken: Wenn ich meine Aufmerksamkeit auf Gott richte, während ich arbeite, könnte es doch sein, dass ich meine Arbeit nicht einwandfrei ausführe. Aber das stimmt nicht, denn wenn wir unsere Aufmerksamkeit bei Gott haben, wird Er unsere Handlungen lenken. Er wird uns so steuern, dass das Resultat unserer Arbeit in Seinen Augen perfekt ist.

Manchmal sagen mir die Leute, dass Buddha in der Überlieferung niemals von Meditation spricht. Aber was ist das dann, wenn er beschreibt, wie wir Glückseligkeit erlangen – ist das nicht Meditation? Es ist doch gewiss, dass wir meditieren müssen, ohne Meditation können wir das nicht erreichen. Meditation ist ja nichts anderes, als die Aufmerksamkeit bei Gott zu haben, ob ihr nun eure Augen schließt oder sie offen lasst. Auch mit offenen Augen zu arbeiten kann Meditation sein.

Das Beste in Kürze
Wenn wir unsere Aufmerksamkeit so auf Gott konzentrieren, erhalten wir – da Gott unwandelbar ist – all diese Tugenden, die uns bis zu unserem Lebensende begleiten. Die göttlichen Mitteilungen und Offenbarungen, die sich niemals verändern, machen uns unerschütterlich. Sie inspirieren und führen uns und vermitteln uns das rechte Wissen. Wenn wir im Handeln unsere Aufmerksamkeit auf Gott gerichtet halten, sind nicht wir der Handelnde, und wir hängen nicht am Ergebnis unseres Tuns. Das Beste, was wir tun können, so lange wir in dieser Welt leben, ist, ständig an Gott zu denken.

Soami Divyanand (1932-2014), Meister des Surat-Shabd-Yoga, lehrte mehr als 35 Jahre lang den Pfad des inneren Lichtes und Klangs. Veden-Übersetzer und Autor zahlreicher Bücher.

 

BUCHTIPP
Soami Divyanand: Spirituelle Unterweisungen (Sandila)

Soami Divyanand

Foto(s): Thinkstock

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