Wer sich auf Kyudo, das Japanische Bogenschießen, einlässt, braucht Achtsamkeit, Ausdauer und Geduld. Die alte Kunst der Samurai verlangt den Übenden viel ab – und schenkt ihnen dafür Erkenntnis.
Ein ungewohnter Anblick in einer deutschen Turnhalle: Frauen und Männer jeden Alters, allesamt in weiße Hemden, farbige Gürtel und lange schwarze Hosenröcke gekleidet, die auf Zehensocken in sehr aufrechter Körperhaltung über den Boden „gleiten“, vor der Kamiza (grob übersetzt: Götterbild oder Schrein) zum Gruß „Rei“ niederknien und für Minuten in stiller Meditation verharren. Später werden sie im würdevollen Ritus ihre Position vor Strohrollen einnehmen, in einer exakt definierten Bewegungsabfolge einen sehr langen Bogen heben und spannen und schließlich ihren Pfeil abschießen.
Martina Pahr