Mein Opa im Profil. Die große Nase, darunter der halb geöffnete Mund. Er atmet tief und schwer. Am Fußende steht mein Vater, der seinen Vater aufzumuntern versucht. Mit Geschichten von der Arbeit, vom Wetter, vom Fußball...
Ich sehe, wie meine Hand zu Opas Hand geht, ganz langsam, wie in Zeitlupe. Das hat sie so noch nie getan. Mein Opa mochte es immer zackig: Hände schütteln, Diener machen! Aber jetzt berühren meine Finger seine weißen Knöchel. Die drehen sich, seine Hand fasst in meine, ist überraschend warm und fängt an, mit meiner Hand zu sprechen.
Was hilft, wenn ich mich hilflos fühle? Am Telefon, wenn der Freund das Wort „Tumor“ sagt? Vor dem Fernseher, wenn die Tagesschau überflutete Häuser zeigt, zerbombte Wohnhäuser, weinende Menschen? Was hilft, wenn mich das Gefühl überkommt, dass wir alle nicht genug tun oder das Falsche?
Chrstian Stahlhut