Was wir mit dem Wort „Sünde“ assoziieren, ist in der heutigen Zeit sehr individuell und oft geprägt von Erziehung, Religiosität und Sozialisation. Fernand Braun wagt eine Begriffsklärung aus dem Verständnis der spirituellen Weisheit: Sünde als Konsequenz von Entfremdung von unserem wahren Selbst.
Das Wort „Sünde“ wird heute nur noch selten verwendet. Wenn, dann geschieht dies meist in einem moralischen, oft ironischen Kontext, selten in einem religiösen. Man spricht von Verkehrs- und Umweltsünden oder von Diät-Sünden, wie beispielsweise „Dr. Oetker's Light Pudding“: Er schmeckt sündhaft, ist es aber nicht!
Der Sprachgebrauch zeigt, dass „Sünde“ einerseits verstanden wird als ein Verstoß gegen moralische Normen oder eigene Vorsätze, aber auch oft distanziert und verharmlost wird. Die Mehrdeutigkeit des Sündenbegriffs ist das Ergebnis einer Entwicklung, die von strengen religiösen Vorschriften, die das detaillierte Bekennen von Sünden in der Beichte nach Art und Anzahl verlangten (siehe Konzil von Trient), hin zu einem lockeren, ironischen Gebrauch geführt hat.
Fernand Braun